Kein Wunder, brüten Parteien in der Schweiz schon seit Monaten Ideen aus, um ihr Wählerpotenzial am 18. Oktober bestmöglich auszuschöpfen. Beeindruckt von den erfolgreichen Kampagnen des US-Präsidenten Barack Obamas, setzt die SP etwa auf eine Telefonmobilisierung nach amerikanischem Vorbild. Sympathisanten sollen per Anruf zum Wählen motiviert werden. Die Nummern wählt ein ausgeklügelter Telefonautomat.
SVP-Präsident Toni Brunner hält nicht viel von solchen technischen Hilfsmitteln. Aber auch er will Wahlabstinenzler mobilisieren. «Das ist der Schlüssel zum Wahlerfolg», sagt Brunner. «Wenn wir nicht mehr Leute an die Urne bringen, bleibt alles wie bisher.»
Der Plan Brunners für diese Wahlen: Jede SVP-Sektion muss eine Liste erstellen mit Sympathisanten aus der Gemeinde. Ab September sollen SVP-Mitglieder diese Freiwilligen dann systematisch besuchen und zum Wählen motivieren. «Man geht einen Kaffee trinken und sagt den Leuten, wie wichtig diese Wahlen sind.»
Nicht zuletzt deshalb tourt der Parteichef schon jetzt durch die Schweiz. «Die Idee ist, dass wir in jeder Sektion einen oder zwei Freiwillige finden, die das koordinieren.» Mehr als die Hälfte der Stimmbürger geht nicht wählen. Unter ihnen vermutet Brunner viele SVP-Sympathisanten, «die die Faust im Sack machen. Diese Leute müssen wir erreichen», so Brunner.
Allerdings leiden primär die Mitteparteien darunter, dass ihre Wähler zu Hause bleiben. Vom landesweiten Kaffeekränzchen-Befehl und vom verordneten Telefonalarm hält man im moderaten Lager dennoch wenig. Bei der CVP lautet das Zauberwort: dezentrale Wahlkampfsteuerung. Die Strategien sind spezifisch auf die Ausgangslage in bestimmten Kantonen ausgerichtet. «Hier gehen unsere Leute Klinken putzen, da läuft die Mobilisierung stärker via Telefon, dort stellen sich Politiker bei Vereinen und Verbänden vor», sagt Generalsekretärin Beatrice Wertli. Sie ist zuversichtlich, dass die Strategie aufgeht. Wertli räumt aber auch ein, dass die Mobilisierung bei der CVP zuletzt mässig erfolgreich war. «Das muss sich bessern.»
Auch BDP-Wahlkampfleiter Lorenz Hess ist wenig beeindruckt von den Plänen der SP und der SVP: «Aktivismus ist nicht gleichbedeutend mit Mobilisierung.» Die BDP baue stattdessen voll auf die Parteimitglieder. «Sie müssen in ihrem Umfeld dafür sorgen, dass die BDP gewählt wird.» Zum anderen hofft Hess, dass die «kleine und flinke» BDP rascher auf Aktualitäten reagieren und ihre Botschaften besser platzieren kann.
Von den Bundesratsparteien will sich einzig die FDP nicht in die Karten blicken lassen. «Strategien sind intern», schreibt Wahlkampfleiter Vincenzo Pedrazzini per SMS.