Juso-Molina läuft bei Arbeitgebern auf
«90 Prozent der Lehrverhältnisse sind gut»

Juso-Chef Fabian Molina will die Berufslehre attraktivieren – mit Mindestlohn, Mitspracherecht und garantierter Lernzeit. Die Wirtschaft zeigt ihm die kalte Schulter.
Publiziert: 10.09.2015 um 11:46 Uhr
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Aktualisiert: 30.09.2018 um 17:38 Uhr

Seit sechs Monaten kämpfen die Jungsozialisten gegen schlechte Arbeitsbedingungen in der Berufslehre. Die Forderungen sind knackig: mehr Anerkennung, mehr Mitsprache, mehr Lernzeit - und ein Mindestlohn für Lehrlinge. Tausende hätten die Petition schon unterschrieben, heisst es in einem Juso-Brief von Anfang September.

Mit diesem Brief hat sich Fabian Molina an die Wirtschaftsverbände gewandt. «Unterstützen Sie Forderungen der Petition oder Teile davon?», fragt Molina. Klar: der Juso-Chef und Nationalratskandidat sucht mächtige Verbündete.

Beim Arbeitgeberverband (AGV) zeigt man der Juso aber die kalte Schulter. Jürg Zellweger, Leiter Bildung des AGV, sieht keinen generellen Handlungsbedarf bei der Berufslehre. «Wir gehen davon aus, dass rund 90 Prozent der Lehrverhältnisse gut laufen», sagt Zellweger. Man dürfe nicht vergessen, dass alle Lehrmeister entsprechend geschult seien, alle Lehrbetriebe eine Ausbildungsbewilligung brauchten und alle Lehrverhältnisse durch die Behörden beaufsichtigt würden.

«Lehrmeister müssen sich auf Lernende einlassen»

Zellweger räumt aber ein: «Das Lehrverhältnis ist anspruchsvoll. Die Jugendlichen kommen aus der Schule in einen ihnen unbekannten Betrieb mit einer eigenen Logik. Die Lehrmeister müssen sich auf ihre Lernenden einlassen.» Logisch, gebe es da immer wieder Diskussionsbedarf. Umso wichtiger sei ein intaktes Vertrauensverhältnis und ein Klima, in dem offene Kommunikation stattfinden kann, so Zellweger.

Von einem Lehrlings-Mindestlohn hält Zellweger nicht viel. «Die Lehre ist eine Ausbildung. Sie soll den Neigungen des Lernenden entsprechen. Es ist richtig, dass es dafür eine Entschädigung gibt. Aber das Geld sollte bei der Lehre nicht im Vordergrund stehen.»

Die von den Juso geforderten Mitsprache-Rechte seien bereits erfüllt, findet Zellweger weiter. «Lehrlinge haben wie alle anderen Mitarbeiter ein angemessenes Mitspracherecht. Insbesondere dort, wo es ihr Arbeitsumfeld direkt betrifft, sollten Lehrlinge sich einbringen. Es ist wichtig, dass im Betrieb eine offene Diskussionskultur herrscht.»

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