Juso fordern gerechte SBB-Sitzverteilung
Funiciello lanciert Klassenkampf

Für alle statt für wenige: Die Juso Schweiz fordern von den SBB, dass sie mehr Sitzplätze in der 2. Klasse bereitstellen. Längerfristig wollen die Jungsozialisten die klassenlose Gesellschaft auch im Zug.
Publiziert: 23.07.2018 um 13:53 Uhr
|
Aktualisiert: 04.10.2018 um 08:40 Uhr
1/11
Pendlerleben: In der 2. Klasse ist es oft gestopft voll.
Foto: Keystone
Sermîn Faki

Pendler können ein Lied davon singen: Vor allem zu Stosszeiten findet sich in den 2.-Klasse-Wagen häufig kein Platz mehr. In der 1. Klasse, die oft einen Drittel des Zuges ausmacht, herrscht dagegen gähnende Leere.

Ungerecht, findet die Juso Schweiz. Denn eigentlich müsste die Anzahl Sitzplätze der Verteilung von Tickets und Abonnementen entsprechen. Doch das sei nicht der Fall. «Die aktuelle Verteilung der Sitzplätze ist vollkommen realitätsfern», so Juso-Chefin Tamara Funiciello (28). «Ein Ticket in der 2. Klasse garantiert keinen Sitzplatz mehr.»

Juso kehrt den Spiess um

Für Funiciello zeigt das, dass die SBB die Abteile nicht aufgrund der aktuellen Reisesituation planen – und damit ihren öffentlichen Auftrag nicht angemessen wahrnehmen.

Die SBB sähen das ja selbst ein – weil sie gelegentlich einen 1.-Klasse-Wagen deklassieren würden, indem sie an die Tür einfach ein Blatt Papier mit dem Hinweis «2. Klasse» anbrächten. Das hat sich die Juso zum Vorbild genommen, den Spiess aber umgedreht: In einer Aktion zwischen Bern und Freiburg haben die Jusos kurzerhand aus einem 2.-Klasse- einen 1.-Klasse-Wagen gemacht.

Schafft die Klassen ab!

Zudem verteilten die Juso Flyer an die Fahrgäste, mit denen sie die SBB auffordern, die Anzahl Plätze dem Verhältnis der verkauften Tickets anzupassen. Und sie gehen noch weiter: «Langfristig wünschen wir uns im Namen des solidarischen Zusammenlebens die Aufhebung dieser künstlichen Klassengesellschaften.» Die SBB sollen die Klassen also ganz abschaffen.

Das entspricht der Programmatik der Jungsozialisten für eine klassenlose Gesellschaft. Die SBB seien nur ein Symptom für ein tieferliegendes Problem, so die Juso: Raum sei längst zu einem Privileg geworden, welches nur den Reichsten vorbehalten sei – für eine Wohnung in der Nähe des Arbeitsplatzes oder für die Mobilität, die heute für alle zur Notwendigkeit geworden sei. Es sei folglich höchste Zeit, gegen diese Ungleichheiten anzukämpfen.

Bei den SBB hat die Aktion nicht viel ausgelöst: Der Zugchef habe die Flyer später einfach wieder eingesammelt, so ein Sprecher.

Fehler gefunden? Jetzt melden
Was sagst du dazu?