Das ging ja schnell! Letzte Woche lancierte die Junge GLP eine Crowdfunding-Aktion, um den No-Billag-Initianten einen Romanisch-Sprachkurs zu finanzieren. Und das Geld ist bereits beisammen. Dafür brauchte es «weniger als 24 Stunden», wie JGLP-Co-Präsident Pascal Vuichard stolz berichtet. Aktuell liegt der Sammelstand bei über 3500 Franken.
20 Lektionen im Engadin
Die Einladung ans No-Billag-Präsidium für den Kurs mit 20 Lektionen an der Academia Engiadina in Samedan GR hat Vuichard bereits abgeschickt. Darin erklärt der Grünliberale nochmals, worum seine Partei für ein Nein zur Initiative kämpft: «Eine Annahme von No Billag wäre für viele Radio- und Fernsehstationen gleichbedeutend mit dem Sendeschluss», schreibt er. «Die vorhandene Vielfalt geht verloren, und auf unsere sprachlichen Minderheiten wird keine Rücksicht genommen – am allerwenigsten auf die Rätoromanen.»
Die vierte Landessprache sei eine nationale Angelegenheit. Mit einem Leistungsauftrag des Kantons Graubünden sei es nicht getan, schreibt Vuichard den Initianten hinter die Ohren. Der Aufenthalt im Engadin solle daher auch dem direkten Austausch mit den Menschen und ihrer Sprache dienen, so Vuichard. Und: «Wir wünschen euch viel Lernerfolg und möglichst viele gute Gespräche – und hoffen natürlich, dass ihr als liberale Verfechter unserer Minderheiten zurückkehrt.»
No-Billag-Initianten sagen prompt zu
Die No-Billag-Initianten reagieren auf das Angebot: Sie nehmen es an! «Wir hoffen, bald zu hören, an welchen Wochenenden wir ins Engadin fahren dürfen», erklären No-Billag-Generalsekretär Florian M. Maier und Vorstandsmitglied Sven Bosshard in ihrem Antwortschreiben. Unter der Woche seien sie nämlich «zu beschäftigt, Geld für die Billag-Gebühren und andere Steuern zu verdienen», fügen sie augenzwinkernd an.
Individualität und Minderheiten seien ihnen ein Kernanliegen, betonen sie. Gerade Sprachen seien etwas sehr Individuelles, jeder solle so sprechen können, wie er wolle, und Medien in seiner eigenen Sprache produzieren und konsumieren können.
«Jedoch ist dies im Romanischen nicht der Fall: Die lokalen, natürlich gewachsenen Idiome werden zunehmend durch eine in Zürich erfundene Kunstsprache, die mit Millionenbeträgen gefördert wird, bedrängt», monieren Maier und Bosshard. So sei es nicht möglich, ein Konkurrenzangebot, welches die Bedürfnisse der Minderheit besser abdecke, aufzubauen.
Es muss Putèr sein
«Wir sind der Auffassung, dass der Staat nicht lenken soll, wer wie spricht. Stattdessen sollten die Betroffenen entscheiden, wie sie gerne sprechen, was für ein Radio und Fernsehen sie gerne hören und sehen wollen», machen sie klar.
Deshalb knüpfen die No-Billag-Initianten ihre Kursteilnahme auch an eine Bedingung: «Da wir echtes Romanisch und keine Kunstsprache lernen wollen, stellen wir die Bedingung, dass der Unterricht in Putèr stattfindet.» Da haben sie ja Glück gehabt: Die Academia Engiadina in Samedan bietet gar keine anderen romanischen Dialekte an.