JSVP-Boss Liebrand mit Brandbrief zum Abschied
«Intrigen», «Drecksspiele» und «Mobbing» in der SVP

Ende Woche tritt Anian Liebrand als Präsident der Jungen SVP zurück. Zum Abschied hinterlässt er seiner Partei einen Brandbrief und spricht von parteiinternem Mobbing. Besonders scharf kritisiert er die Luzerner SVP-Bosse.
Publiziert: 25.01.2016 um 17:45 Uhr
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Aktualisiert: 12.10.2018 um 16:14 Uhr
Christof Vuille

«Was ich vor kurzem innerhalb meiner Partei erleben musste, hätte ich niemals für möglich gehalten und befremdet mich sehr.» Mit solchen Worten verabschiedet sich der 26-jährige Anian Liebrand – zumindest vorerst – aus der Politik.

Am Samstag tritt er an der Delegiertenversammlung der Jungen SVP als Parteipräsident zurück. Schon nach den Nationalratswahlen hat er seine Ämter in der Luzerner SVP niedergelegt.

Nach «reiflicher Überlegung» habe er sich nun entschieden, seinen Ärger öffentlich zu machen. Sowohl die Bevölkerung des Kantons Luzern als auch die Parteibasis sollen seiner Meinung nach wissen, «wenn in unserer Partei Machenschaften Einzug halten, die so gar nicht SVP-like sind», schreibt er auf Facebook.  In der Luzerner SVP würden «Intriganten den Takt angeben», wettert er.

 Zwar sei es «völlig normal», dass er für sein «jahrelanges Engagement» keinen Dank, sondern «höchstens einen Tritt in den Hintern» erhalte. Doch nun hats dem Jung-Politiker komplett den Nuggi rausgehauen.

Was ist passiert? Am Anfang des Zoffs stand gemäss Liebrand ein Interview in der Parteizeitung über die kantonale Asyl-Initiative. Der «Kurier» soll in alle Luzerner Haushalte gestreut werden.

Doch der Chefredaktor habe ihm kurz später beschieden, das Interview werde «auf Geheiss des Kantonalpräsidenten» nicht erscheinen. Peter With, Präsident der Stadt-Partei habe in diesem Fall gedroht, alle Ämter niederzulegen, behauptet Liebrand, spricht von «Erpressungen» und «Dreckspielen».

Luzerner SVP-Chef ist Nationalrat Franz Grüter. Von diesem zeigt sich Liebrand «schwer enttäuscht». Schliesslich habe er teilweise mehr Kontakt mit ihm gehabt als mit seiner Freundin oder seinen Eltern. «Und der Dank dafür ist, dass man mich ausbootet, wenn ein Einzelner offenbar ein Problem mit mir hat», so der Jung-Politiker.

Für ihn ist klar: «Jetzt, da ich ja (bald) kein politisches Amt mehr ausübe, kann man mich ja guten Gewissens wegmobben.»

Grüter zeigt sich auf Anfrage überrascht ob den Vorwürfen. Zwar sagt er: «Es trifft zu, dass ich entschieden habe, das Interview zur Asyl-Initiative mit ihm nicht zu publizieren.»

Er habe jemanden zu Wort kommen lassen wollen, der ein in der Luzerner SVP eine Funktion innehabe. «Dieser Entscheid hat ihn offensichtlich sehr betroffen gemacht.»

Der Nationalrat stellt aber klar: «Bei der Behauptung, ich hätte mich von Herrn With erpressen lassen, handelt es sich um eine Überinterpretation.»

Dieser habe bloss «ein bisschen Druck gemacht», so Grüter.

Peter With, Präsident der Stadtluzerner SVP, sagt, Liebrands Behauptung entbehre «jeglicher Grundlage».

With selbst sagt: «Ich habe niemandem gesagt, dass ich zurücktrete. Diese Behauptung entbehrt jeglicher Grundlage.» Fakt sei, dass Liebrand nicht mehr im Komitee der Initiative habe mitarbeiten wollen. «Er hinterlässt eine grosse Lücke, ich bedaure seinen Rückzug aus der SVP Kanton Luzern», fügt er an.

Grüter indes sagt, von Mobbing könne keine Rede sein, Liebrand geniesse weiter sein Vertrauen. «Richtig ist, dass die Grosswetterlage nach seinem mässigen Abschneiden bei den Nationalratswahlen schwierig war», wagt er einen Erklärungsansatz. Er werde das Gespräch mit dem Nachwuchspolitiker suchen.

Dieser schreibt, er wolle nun für einige Zeit Abstand gewinnen. Auf Anfrage wollte er sich nicht weiter zum Eklat äussern.

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