Als Arber Bullakaj (33) Schweizer werden wollte, musste er seine Eltern anpumpen: Damals war der Sohn kosovarischer Einwanderer 19-jährig und liess sich in Wil SG einbürgern.
«Die rund 3500 Franken für den Schweizer Pass konnte ich mir als Student niemals leisten», erzählt der heute selbstständige Wirtschaftsberater. «Es ist aus demokratischer Sicht störend, dass die Einbürgerung derart teuer ist. Gemeinden machen damit sogar Gewinn. Das muss sich dringend ändern!»
Schaffen die Sozialdemokraten einen Sitzgewinn?
Verändern will Bullakaj auch den Nationalrat: Denn gut zehn Jahre nach seiner Einbürgerung steht der St. Galler Politiker vor dem Sprung nach Bern. Die Chancen stehen gut, dass der SP-Mann am 20. Oktober den Einzug in den Nationalrat zu schafft – sofern die Sozialdemokraten neben den bisherigen Claudia Friedl (59) und Barbara Gysi (55) einen Sitzgewinn verbuchen. Damit wäre er der erste aus dem Kosovo stammende Parlamentarier.
Seine Mission: Er will Migranten und Migrantenkindern eine Stimme geben. «Ein Drittel der Bevölkerung ist im Bundeshaus praktisch nicht vertreten. Das ist sehr bedenklich», sagt Bullakaj. «Jetzt wollen wir endlich mitreden!»
Ein Mann der Zahlen
Im Gespräch deckt er seinen Gesprächspartner gern mit Zahlen zu – fast als wolle er dem ehemaligen FDP-Präsidenten Philipp Müller (67) Konkurrenz machen, der bis anhin als «Herr der Zahlen» im Bundeshaus gilt. «Die 25 Prozent ausländische Bevölkerung leistet 33 Prozent des Bruttoinlandproduktes», sagt Bullakaj zum Beispiel.
Er ist überzeugt: «Diese Leute müssen wir einbürgern, wenn wir die Schweiz in eine erfolgreiche Zukunft führen wollen. Und damit beginnen wir besser heute als morgen!» Gebetsmühlenartig wiederholt er das – seit Juli ist Bullakaj jedes Wochenende und fast jeden Abend an einer Wahlkampfveranstaltung anzutreffen.
Schneller zum Schweizerpass
Er will, dass Ausländer schon nach drei Jahren den roten Pass beantragen können – und dies unabhängig davon, ob sie in dieser Zeit in der gleichen Gemeinde wohnten. Heute müssen Ausländer nach einem Umzug in eine neue Gemeinde fünf Jahre warten, bis sie ein Einbürgerungsgesuch stellen können.
«Noch dazu herrscht in gewissen Gemeinden eine enorme Willkür bei den Einbürgerungen. Die Tests sind zu schwer, sodass sogar gewählte Nationalräte durchgefallen wären!» Gerne zitiert Bullakaj Max Frisch. «Wir riefen Arbeitskräfte, und es kamen Menschen», sagt er. «Jetzt haben sie tagtäglich hart körperlich gearbeitet und sollen auch den hohen grammatikalischen Anforderungen gerecht werden und dazu jede Dorfbeiz in der Nähe kennen?»
Er veranstaltet sogar ein Albanerfest
Bullakajs Slogan lautet: «Egal, woher du kommst, wen du liebst, woran du glaubst. Du gehörst zur neuen Schweiz». Er prangt im Kanton St. Gallen gefühlt an jeder zweiten Ecke. 25'000 Franken investierte Bullakaj laut eigenen Angaben bisher in seinen Traum, der erste Kosovo-Schweizer im helvetischen Parlament zu werden.
Sein Wahlkampf ist professionell orchestriert, Anfang Sommer veranstaltete der Wiler bereits zum zweiten Mal ein eigenes Albanerfest in Rorschach SG. Stargast unter anderem: der berühmteste Komiker des Kosovo, Sevdai Radogoshi (61).
Teil der Aktion «Wandelwahl»
Auch von anderer Seite kommt Unterstützung: Der St. Galler ist Teil des überparteilichen Teams, das von der Operation Libero unterstützt wird. «Wir engagieren uns für dieselben Themen: Klima, Digitalisierung, Vaterschaftsurlaub und insbesondere das Bürgerrecht», so Bullakaj. Die Kritik an der «Aktion Wandelwahl» kontert er klar: Keinen Rappen bekomme er. «Nein, die Operation Libero bezahlt mir kein APG-Plakat.»
Doch Bullakaj und Operation Libero verbindet ein gemeinsames Feindbild. «Seitdem die SVP mit dieser unsäglichen Schwarze-Schäfchen-Kampagne Hass geschürt hat, halte ich dagegen», sagt er. «Die Schweiz ist nicht schwarz-weiss – und gerade deshalb ist sie so erfolgreich.»
Am 20. Oktober wählt die Schweiz ein neues Parlament. Wer bei den Worten panaschieren, CSP oder Proporz-System nur Bahnhof versteht, sollte sich über das ABC des wichtigen Urnengangs hier schlau machen.
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Am 20. Oktober finden die eidgenössischen Parlamentswahlen in der Schweiz statt. Die insgesamt 200 Sitz im Nationalrat werden nach Anzahl Bevölkerung auf die Kantone verteilt und müssen neu gewählt werden. Auch die 46 Sitze des Ständerats werden neu vergeben.
BLICK bietet rund um die Uhr die aktuellsten Informationen zum Wahlkampf, der politischen Themenagenda der Parteien und Kandidaten, der Sitzverteilung im Parlament und den Wahlergebnissen.
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Auf Soda, dem BLICK-Instagram-Channel, erklären die Jungjournalistinnen Yaël Meier (19) und Lou Schmid (20) Gleichaltrigen, wie man entscheidet, welche Partei man wählen soll und wie man einen Wahlzettel ausfüllt. Nebst Politik erfahren Junge auf Soda, wie sie eine Steuererklärung ausfüllen, wie sie die richtige WG finden und wie man als Student überlebt – also alles, was man in der Schule nie gelernt hat, aber wichtig fürs Leben ist. Yaël und Lou nehmen die Jungen mit auf eine Reise quer durch News und Politik. Damit jeder mitreden kann.
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