Jetzt werden Alu-Dosen knapp
Brauer wissen nicht, wohin mit dem Bier

Erst waren die Beizen zu, Events wurden abgesagt, und die Leute waren daheim. Jetzt sorgt Petrus für Hudelwetter. Das ist schlecht für die Bierbrauer – und nun gehen ihnen auch noch die Dosen aus.
Publiziert: 18.05.2021 um 10:32 Uhr
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Der Bierbrauerverband unter dem Präsidium von Mitte-Nationalrat Nicolo Paganini musste wegen Corona Absatzeinbussen verzeichnen.
Foto: Keystone
Pascal Tischhauser

Schweizer Brauereien sitzen bald auf dem Trockenen: Es drohen die Bierdosen auszugehen. Schon jetzt sind Dosen, um den Gerstensaft in Alu zu füllen, Mangelware.

Schuld ist Corona: Weil die Leute über den Winter von daheim aus arbeiteten und nicht in die Restaurants konnten, tranken sie ihr Bier zu Hause – und öfter aus Büchsen. Der Dosenabsatz ging über die kalten Monate anders als für gewöhnlich kaum zurück. Die Dosenhersteller konnten nicht wie sonst über den Winter Büchsen für den Sommer vorproduzieren.

IT-Problem erschwert den Nachschub

Für Abfüller wie Carlsberg, Heineken, die Locher AG (Appenzeller Bier), Fenaco (Ramseier Suisse AG) und die Brauerei Falken war die Situation wegen der Dosenknappheit schon bislang schwierig. Und jetzt noch das: Die Ardagh Group, die die Schweiz von Deutschland aus mit Aludosen beliefert, hat ein IT-Problem. Diese wirke sich auf die Dosenproduktion aus, heisst es in einem Schreiben, von dem Blick Kenntnis hat. Gerade kleinere Brauereien, die ihr Bier extern bei einem Mitbewerber in Dosen füllen lassen, bangen nun um den Sommer-Absatz.

Für die kleineren Schweizer Brauereien war das vergangene Braujahr ohnehin schwierig. Zwar ging der Bierkonsum hierzulande laut dem Schweizer Brauerei-Verband vom 1. Oktober 2019 bis 30. September 2020 lediglich um 2,2 Prozent auf 4'636'905 Hektoliter Bier zurück. Aber der Ausstoss der Schweizer Brauereien nahm um 4,8 Prozent auf 3'510'726 Hektoliter ab. Es wurde mehr Importbier getrunken.

Durststrecke für die Kleinen

Und der Bierabsatz in der Beiz ging wegen der Lockdowns sogar um fast ein Viertel zurück. Da der Restaurant-Absatz für kleine Bierbrauer wichtiger ist als für die grossen Konzerne Heineken und Carlsberg, denen Calanda Bräu und Feldschlösschen gehören, verzeichneten die Kleinen eine regelrechte Durststrecke. Anders als die Grossen können sie ihr Bier nur vorwiegend regional verkaufen.

Umso wichtiger ist es, dass neben den Gartenbeizen bald auch die Gaststuben geöffnet sind und zeitnah wieder Grossveranstaltungen stattfinden, in denen sie ihr Bier offen und in Flaschen absetzen können. (pt)

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