Jetzt schon billig, bald vielleicht noch billiger
Es lohnt sich, im Tessin mehr als Sonne zu tanken

Im Tessin sind die Benzinpreise traditionell tief. Bis zu 30 Rappen kostet ein Liter Benzin im Südkanton weniger – je nach Region und Distanz zur Autobahn sowie zur italienischen Grenze. Wer die Tricks kennt, fährt günstiger.
Publiziert: 10.05.2018 um 00:18 Uhr
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Aktualisiert: 11.12.2018 um 12:46 Uhr
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Wer in den Süden fährt beziehungsweise staut, darf sich wenigstens an den tiefen Benzinpreisen im Tessin freuen.
Foto: Keystone
Andrea Willimann

Erfahrene Italien-Reisende wissen: Der Tank-Stopp vor der Grenze ist Pflicht. Im Bel Paese sind die Preise für den Most nämlich deutlich höher: 25 Rappen pro Liter Benzin muss drauflegen, wer erst nach der Grenze an die Zapfsäule fährt. Bei Diesel macht der Aufschlag immerhin noch 4 Rappen aus. Daran hat auch die Aufgabe des Euro-Mindestkurses 2015 nichts geändert – im Gegensatz zu Deutschland und Österreich, wo es für Schweizer günstiger wurde.

Wo die Preise am tiefsten sind

Doch warum werden Tessiner beim Tanken so bevorteilt? «Das Tessin befindet sich auf einer wichtigen Importachse, was die Kosten der Feinverteilung senkt», erklärt David Suchet, Sprecher der Schweizer Erdöl-Vereinigung. «Der Treibstoff wird nicht wie in der Deutschschweiz mit Tankzügen oder Schiffen angeliefert, sondern mit Lastwagen aus Raffinerien in Italien.»

Die Transportkosten sind auch die Erklärung, weshalb der Most in der Leventina oder in den Tessiner Seitentälern teurer ist: Der Anfahrtsweg der Lieferanten ist schlicht länger. Am günstigsten sind die Preise im südlicheren Tessin, in der Nähe der Importachse – sprich der Autobahn.

Neuer Benzin-Tourismus könnte den Markt beleben

Bis vor 15 Jahren war das Benzin so billig, dass selbst Italiener als Tank-Touristen über die Grenze kamen. Seitdem erhalten Italiener, die weniger als 20 Kilometer entfernt zur Schweizer Grenze wohnen, aus den Kassen der Region Lombardei Treibstoff-Zuschüsse: Sie sollen zu Hause statt im Tessin tanken. Zudem sind in dieser 20-Kilometer-Zone die Preise bis zu 20 Prozent tiefer als rund um Mailand.

Das könnte sich ändern, wenn Italien dereinst eine Lega- oder Fünf-Sterne-Regierung erhält, wie Renato Gazzola (72) von der Tessiner TCS-Sektion mutmasst. Denn die beiden Parteien sind gegen die Zuschüsse. Für Schweizer eine gute Nachricht: Denn dann würde der früher übliche Benzin-Tourismus in die Schweiz wieder zunehmen und die Tessiner Preise dank grösserer Nachfrage noch mehr sinken.

Am günstigsten sind die Treibstoffpreise im südlicheren Tessin, in der Nähe der Importachse – aber nicht auf der Autobahn, sagt TCS-Ticino-Sprecher Renato Gazzola.
Foto: zvg

Auf den Raststätten wird abgezockt

Doch Vorsicht – nicht überall im Tessin ist der Most günstig. Auf den Autobahn-Raststätten wird nämlich richtig abgezockt! «Dort bezahlt man aktuell überall 1.85 Franken», warnt TCS-Sprecher Gazzola. Übliche Durchschnittspreise in der Schweiz sind auf der Autobahn 1.60 Franken. Also lieber einen Umweg fahren? TCS-Ticino-Sprecher Gazzola ist skeptisch: «Jeder Umweg lohnt nicht. Die Differenzen betragen zwei, drei Rappen.»

Foto: Infografik

Wer trotzdem mal tanken muss auf einer Raststätte, sollte dies an Self-Service-Säulen tun. Vor allem in Italien ist es dort mit 1.95 Franken für Bleifrei-Benzin viel günstiger als an bedienten Tankstellen, zumal die «Benzinari» nicht nur rund 15 Cents mehr verlangen, sondern ausserdem ein Trinkgeld erwarten. Ihr Beruf stirbt aber langsam aus: Sie betreuen in Italien noch etwa 20 Prozent der Zapfsäulen.

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