Jetzt redet Philipp Müllers Tochter
«Mein Vater war nicht in der Lage zu helfen»

FDP-Präsident Philipp Müller (63) ist nach seinem Horror-Crash bei Lenzburg in der Kritik. Nun nimmt ihn seine Tochter Nadine (32) in Schutz.
Publiziert: 13.09.2015 um 11:37 Uhr
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Aktualisiert: 10.09.2018 um 23:25 Uhr
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Philipp Müller (63) setzt nach dem Unfall seinen Ständeratswahlkampf aus.
Foto: Sebastian Magnani/Ex-Press
Von Rüdi Steiner

«Ich gebe ihnen Recht, es ist schrecklich, was passiert ist, und dass mein Vater nicht in der Lage war direkt zu helfen. Vielleicht bemerken sie hier meine Wortwahl, er war nicht in der Lage, da er unter Schock stand. Ich hoffe, dass Sie nie in einen Unfall verwickelt werden und so etwas erleben müssen. Ich bin enttäuscht darüber, dass sich so viele am Unglück anderer weiden»: Das schreibt Nadine Müller (32) heute Sonntag in einem Kommentar auf Blick.ch.

Sie antwortet damit auf die Kritik wegen unterlassener Hilfestellung, die noch immer auf den FDP-Präsidenten niederprasselt. Weiter äussern will sie sich nicht, wie sie auf Anfrage sagt.

Müller hatte am Donnerstag in der Nähe von Lenzburg einen Unfall verursacht. Er geriet mit seinem 487 PS starken Mercedes-AMG-Coupé auf die Gegenfahrbahn und rammte dort Kim A.* (17), die ihm auf ihrem Roller entgegenfuhr. Die junge Frau wurde schwer verletzt. Inzwischen ist sie auf dem Weg zur Besserung.

«Sein Auto war ihm wichtiger»

Angehörige und Augenzeugen kritisierten Müller darauf heftig. Er habe sich nicht um das Mädchen gekümmert, sagte etwa Susanna Baumer (69) zu Blick. «Sein Auto war ihm wichtiger.»

Müller selbst rechtfertigte am Samstag sein Verhalten erneut. Er sei unter Schock gestanden. «Ich habe deshalb mein Fahrzeug erst bei der nächsten Ausfahrmöglichkeit abgestellt und lief unverzüglich zur Unfallstelle zurück. Am Unfallort leisteten bereits viele erfahrene Personen Erste Hilfe, weshalb ich als Erstes die Rettungskräfte anrief. Von der Polizei wurde ich in ein Polizeiauto gesetzt.»

Auch der Vater des Opfers, eine ehemaliger SVP-Gemeinderat, war am Unfallort. Er hatte Müller zunächst heftig kritisiert. Der FDP-Chef, den er persönlich gut kenne, habe sich weder am Unfallort noch später bei ihm gemeldet.

Müller sagte gestern dazu, er habe den Vater am Unfallort nicht erkannt. Und die Eltern des Opfers hätten am Freitag gegenüber seinem Anwalt erklärt, sie wünschten keine direkte Kontaktaufnahme.

Am Samstag habe er, Müller, den Vater dann angerufen und «in einem längeren Telefonat» die Missverständnisse geklärt. Er werde alles unternehmen, um die Eltern und das Opfer in dieser belastenden Situation zu unterstützen.

«Ich wünsche der jungen Frau weiterhin von Herzen alles Gute und schnelle Genesung», so Müller weiter.

Die drängendste Frage bleibt: Was ist die Unfallursache?

Warum geriet Philipp Müller – notabene ein ehemaliger Auto-Rennfahrer – auf die Gegenfahrbahn?

Der FDP-Chef hat bisher nur erklärt, was er NICHT gemacht hat. Marco Unternährer (51), erfahrener Luzerner Rechtsanwalt von Verkehrsopfern, empfiehlt Müller, gegenüber der Öffentlichkeit alles auf den Tisch zu legen. Einfach zu sagen, man erinnere sich nicht, sei eine Strategie – aber eine schlechte, erklärt der Anwalt gegenüber dem SonntagsBlick. Unternäher sagt, dass 99 Prozent der Unfall-Verursacher wissen, warum es zum Crash kam. Sollte Müller sich nicht erinnern, müsse man das medizinisch abklären.

«Sich nicht ins Bockshorn jagen lassen»

Der ehemalige FDP-Präsident Franz Steinegger rät Müller in der «Schweiz am Sonntag» zu einem überlegten Vorgehen: «Nichts überstürzen, einen Moment abtauchen, sich die Fakten ansehen, allfällige Fehler offen eingestehen - und sich vor allem nicht von Leuten ins Bockshorn jagen zu lassen, die das Pech für ihre Zwecke nutzen wollen.»

Steinegger findet, die fünf Vizepräsidenten der FDP müssten nun unter sich absprechen, wer vorübergehend verstärkt in der Öffentlichkeit auftrete. Er rät Müller vorläufig zu Zurückhaltung: «Was kann man da noch sagen? Redet man, gibt das Anlass für Fehler.»

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