Die SRG gerät vor der Abstimmung zur Revision des Radio- und TV-Gesetzes (RTVG) zunehmend in Bedrängnis. Gleich in zwei grossen Interview hat SRG-Direktor Roger de Weck versucht, Gegensteuer zu geben. Er verwahrte sich gegen die zunehmende Kritik an der SRG und ihrem Auftrag. In der „Aargauer Zeitung“ beklagte de Weck, die Berichterstattung über die Vorlage: „Die Presse thematisiert sie intensiver als die Erbschaftssteuer. Pro Tag erscheinen bis zu 15 Artikel, welche die SRG bashen.“ Er beobachte, wie „alles mit dem immergleichen negativen Drall“ veröffentlicht werde – und komme zum Schluss: „Die SRG berichtet über diese Abstimmung ausgewogener als die meisten privaten Medien.“
Am Wochenende hatte sich mit der Basler SP-Ständerätin Anita Fetz erstmals auch eine prominente Linke bei den SRG-Kritiker eingereiht. Der „Schweiz am Sonntag“ sagte sie: „Niemand kann bestreiten, dass der Service-public-Auftrag der SRG richtig und wichtig ist für die mehrsprachige Schweiz. Ich zweifle aber daran, dass die SRG diesen Auftrag noch erfüllt.»
Das Deutschschweizer Fernsehen orientiere sich zu stark am Mainstream, um Quoten zu bolzen. Information, Kultur und Bildung – drei wesentliche Elemente des Service public – kämen bei SRF entschieden zu kurz. Auch Fetz nahm Anstoss an einem Punkt, der mehr und mehr die ganzen Diskussion um die Vorlage dominiert: «Mit der RTVG-Revision soll die Finanzierung der SRG neu geregelt werden, ohne dass die grundsätzliche Frage geklärt ist, was zum Service public gehört und was nicht. Sie zögere, der Gesetzesrevision zuzustimmen: «Die SRG braucht einen Schuss vor den Bug», so Fetz weiter.
Genau die Frage, warum erst die Gebührenordnung revidiert werden soll, bevor überhaupt über den Umfang des Auftrags der SRG diskutiert werde, wollte de Weck in der „Basler Zeitung“ nicht so recht aufnehmen. Diese Frage müsse das Parlament beantworten, sagt er im Interview. Es werde aber noch zahlreiche Gelegenheiten für eine solche Diskussion geben, versprach der SRG-Direktor. Ob dieses Versprechen aber reicht, die Stimmbürgerinnen und Stimmbürger zu überzeugen, ist fraglich. Wurde das Referendum gegen die Revision zu Beginn noch als chancenlos eingeschätzt, ist eine Überraschung inzwischen nicht mehr ausgeschlossen. (hlm)