Zuverlässig wie ein Schweizer Uhrwerk liefern die Statistiker des Bundes Zahlen aus allen Lebensbereichen. Diese werden genutzt: Wer seine Argumente mit Daten des Bundesamtes für Statistik (BFS) untermauern kann, hat in der «Arena» und am Stammtisch gute Karten. Denn das BFS ist eine Institution mit einer guten Reputation.
Doch nun arbeitet die SVP an einem Vorstoss, der das Amt zerschlagen soll. «Wir verlangen eine Halbierung von Personal und Budgets», sagt Fraktionschef Adrian Amstutz. Dafür soll ein grosser Teil der Statistiken «restlos gestrichen» und die «wirklich notwendigen auf das allerwesentlichste entschlackt» werden. Begründung: Das BFS verschlinge mit seinen 770 Angestellten «Abermillionen von Steuergeldern». Gemäss Geschäftsbericht sind es 164 Millionen Franken, etwas mehr als die Hälfte davon fürs Personal.
Von vielen Erhebungen würden weder Wirtschaft noch Bevölkerung profitieren, behauptet der Berner Nationalrat: Viele Unternehmer und Privatpersonen wollten keinen Ärger und «füllen die Unterlagen mit möglichst geringem Zeitaufwand Handgelenk mal Pi aus.» Basierend auf fehlerhaften Statistiken beschliesse die Politik neue Gesetze. «Es ist ein irreführender Teufelskreis.»
Support für ihre Kritik erhält die SVP vom Gewerbeverband. Die Fragebögen sind Direktor Hans-Ulrich Bigler (FDP) ein Dorn im Auge. Vor allem kleinere Unternehmen würden darunter «leiden».
Das angeschossene Amt wehrt sich. Man habe viel investiert, «um die Unternehmen dank einfacheren Meldeverfahren und elektronischer Datenlieferung zu entlasten», erklärt eine Sprecherin. Ausserdem versuche man kleinere Betriebe zu entlasten, indem bereits «gezogene Unternehmen» bei der nächsten Erhebung nicht unmittelbar wieder befragt würden. Die Sprecherin sagt, die Unternehmen seien «gesetzlich dazu verpflichtet, korrekt Auskunft zu geben». Entdecke man Unstimmigkeiten, nehme das BFS mit den Firmen Kontakt auf.
Dennoch: Bigler pocht auf weniger Erhebungen. So möchte er das Indikatorensystem für nachhaltige Entwicklung oder das Umweltindikatorensystem restlos streichen. Amstutz bezeichnet das BFS als «heilige Kuh, die fälschlicherweise über alle Zweifel erhaben ist». Es sei «höchste Zeit, mit diesem Mythos aufzuräumen und die überteure Bürokratiefestung zu schleifen».