Jeder zweite Politiker zwitschert
Der Wahlsieger heisst Twitter

Social Media war im Wahlkampf 2015 wichtiger denn je. Immer mehr Politiker machen mit – doch die Absturzgefahr ist nicht gebannt.
Publiziert: 16.10.2015 um 22:30 Uhr
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Aktualisiert: 10.09.2018 um 13:30 Uhr
Wissenschaftlich bewiesen: Balthasar Glättli (Grüne) ist der eifrigste Twitterer im Parlament.
Foto: Keystone

Am Sonntag wählt die Schweiz ein neues Parlament. Bereits jetzt steht ein Gewinner des Wahlkampfs fest: Twitter.

Gegenüber 2011 ist die Anzahl aktiver Twitterkonten von Politikern nämlich stark gestiegen. Das hat eine Studie der Agentur Raum für Kommunikation ergeben. Demnach sind inzwischen 55 Prozent aller National- und Ständeräte, die zur Wahl antreten, auf dem Kurznachrichten-Netzwerk präsent. Vor vier Jahren hatte Twitter noch magere 32 Anhänger im Bundeshaus.

Natalie Rickli ist Facebook-Königin

Auch Facebook ist aus dem modernen Wahlkampf nicht mehr wegzudenken. Drei von vier Politikern haben ein aktives Profil. Am meisten Freunde hat die Zürcher SVP-Frau Natalie Rickli.

In den grössten Fettnapf getapst ist in diesem Wahlherbst SVP-Nationalrat Christoph Mörgeli. Er kommentierte die Flüchtlingstragödie mit dem Post «Die Fachkräfte kommen» – eine mehrstündige Sperrung seines Profils war die Folge.

Tredes Abenteuer bei Tinder

Manche Politiker loteten diesen Herbst auch exotischere Social-Media-Kanäle aus. So hat Aline Trede (Grüne) ein Profil auf der Single-Plattform Tinder lanciert. «Ich hoffte, dass ich Kontakt zu Leuten herstellen kann, die ich sonst nicht erreiche.» Allerdings: Nach 30 Minuten zog Tinder dem Trede-Profil den Stecker. Wohl weil zu viele Nutzer ihr Profil meldeten, wie Trede vermutet. Für sie ist das Experiment dennoch gelungen: «Nach der Sperrung habe ich sehr viele positive Rückmeldungen via Facebook erhalten.» Zudem hat Tredes Tinder-Ausflug ein breites Medieninteresse ausgelöst.

Neben den Social-Media-Profis gibt es im Parlament aber auch noch Polit-Dinos, die ganz auf die Segnungen des Internets verzichten. Etwa Berns Stadtpräsident und SP-Nationalrat Alexander Tschäppät. Er hat noch nicht mal eine eigene Website. «Ich gehöre nicht zu dieser Generation, und ich springe sicher nicht auf diesen Zug auf, nur weil Wahlkampf ist», sagt Tschäp­pät dazu in der «Nordwestschweiz».

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