Jahrelang Steuergelder verschleudert
Bund zahlt überrissene Millionen-Miete für Deza-Sitz

Es ist das teuerste Mietobjekt des Bundes: das Deza-Gebäude im bernischen Ausserhollligen. Die Eidgenossenschaft hätte das Bürohaus kaufen können, doch der Kauf scheiterte. So zahlte man mit Steuergeldern mehr als 20 Jahre lang zu viel Miete.
Publiziert: 06.03.2020 um 12:08 Uhr
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Aktualisiert: 06.03.2020 um 13:17 Uhr
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Kaspar Villiger hatte als Bundesrat das Deza-Gebäude kaufen wollen, um langfristig Geld zu sparen.
Foto: Keystone

Beim Bund geht es oft um Milliarden Franken hier oder mehrere Hundert Millionen da. Was sind da schon 426 Franken? Wenn diese Summe in einem Bürogebäude pro Quadratmeter als Mietpreis in einem Berner Aussenquartier bezahlt wird – viel zu viel.

Der Mietzins für das Bürohaus der Direktion für Entwicklung und Zusammenarbeit (Deza) am vielleicht hässlichsten Platz Ausserholligens sei mehr als doppelt so hoch wie sonst in diesem Berner Quartier üblich. Das zeigt eine Recherche von CH Media. Üblich wären etwa 210 Franken pro Quadratmeter.

Fast 10 Millionen Franken Miete

Die Deza-Zentrale steht etwas abseits am Europaplatz, eingezwängt zwischen einer Gleisüberbauung und einem Bahnhof und bietet fast 900 Verwaltungsangestellten Platz.

Die Nutzfläche des gesamten Gebäudekomplexes umfasst 22'540 Quadratmeter, womit sich die Miete auf 9,6 Millionen Franken im Jahr summiert. Damit sei das Deza-Gebäude das teuerste Mietobjekt in der Bundesstadt. Fast 10 Millionen werden für die Unterbringung der Entwicklungshilfeagentur verbrannt – jährlich!

230 Millionen bezahlt

Heute gehört der Bürokomplex der Immobilienfirma Allreal. Der Boden, auf dem das Haus steht, ist aber im Besitz von Privaten und des Berner Verkehrsunternehmens BLS. Sie kassieren einen jährlichen Bauchrechtszins von 1,3 Millionen Franken. Diese überwälze Allreal wiederum via Gesamtmiete an den Bund, so CH Media.

Der bestehende Mietvertrag über 20 Jahre läuft seit 2004. Eingezogen war man aber schon vorher. Und anfangs zahlte die Deza einen noch höheren Mietzins. Die Mietkosten summieren sich so bis heute auf mehr als 230 Millionen Franken.

Parlament hörte nicht auf Villiger

Umso unverständlicher wird die Steuergeldverschwendung, wenn man weiss, dass der Bund eine Kaufoption für das Gebäude nicht einlöste. 1998 hatte der damalige FDP-Bundesrat Kaspar Villiger (79) das Haus für 130 Millionen Franken erstehen wollen. Das komme unter dem Strich billiger als ein Mietvertrag zu ungünstigen Konditionen, lautete sein Argument.

Aber das Parlament verweigerte den Kauf des Deza-Gebäudes. Der Preis sei derart überrissen, dass die Miete besser sei. Von wegen: Selbst wenn man einrechnet, dass die jährlichen Baurechtszinsen auch angefallen wären, wenn das Haus dem Bund gehört hätte, hätte der Staat bis heute etwa 70 Millionen Franken gespart. Zudem wäre das Gebäude heute wohl einiges mehr wert als damals.

Wenigstens hat der Bund inzwischen ein Einsehen. Der Mietvertrag wird nicht verlängert. Die Verwaltungsangestellten sollen Ende 2023 in einen Neubau für 114 Millionen Franken in Zollikofen im Norden Berns ziehen.

Insgesamt gibt die Schweizerische Eidgenossenschaft laut CH Media für den Unterhalt eigener Gebäude und die Miete von Fremdobjekten rund 1,7 Milliarden Franken aus. (pt)

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