Ein Mann vergeht sich an einem sechsjährigen Mädchen und filmt sich dabei. Das Video teilt er mit anderen Pädophilen im Netz. Das geschieht täglich. Meist tauschen sich die Täter auf einschlägigen Plattformen aus. Zugang erhält nur, wer selber kinderpornografisches Material hochlädt.
Die Kinder sind dabei wehrlos. Sie melden sich nicht bei der Polizei. Meist schweigen sie – aus Angst oder weil sie sich schämen. Und manchmal sind sie so klein, dass sie noch gar nicht sprechen können. Die meisten Mädchen und Buben entwickeln schwere Traumata, die sie ihr ganzes Leben lang mit sich tragen.
600'000 Franken zusätzlich
Die Verbreitung von Kinderpornografie nimmt auch in der Schweiz zu. 2014 wurden den Schweizer Behörden aus den USA noch knapp 500 Verdachtsfälle von illegaler Pornografie gemeldet. Vergangenes Jahr waren es bereits 9000 solcher Meldungen.
Nun reagiert das Parlament. Es hat bei der Beratung der Finanzen dem Bundesamt für Polizei (Fedpol) zusätzliche 600'000 Franken zugesprochen. Mit dem Geld sollen beim Fedpol vier neue Stellen geschaffen werden, um mehr Schlagkraft im Kampf gegen die Pädokriminalität zu haben.
«Grosser Gewinn»
«Die vier zusätzlichen Stellen sind ein grosser Gewinn», sagt SP-Nationalrätin Mattea Meyer (32), die die Aufstockung beantragt hatte. «Die Ermittlungstätigkeit beim Fedpol kann nun deutlich intensiviert werden.»
Zwar ist die Strafverfolgung von Pädophilen grundsätzlich Sache der Kantone. Doch das Fedpol überprüft Verdachtsmeldungen aus dem Ausland und leitet sie an die kantonalen Polizeikorps weiter. Falls sich eine Verdachtsmeldung nicht eindeutig einem Kanton zuordnen lässt, kann das Bundesamt selber Ermittlungen aufnehmen.
Massive Kritik am Fedpol
Meyer verhehlt nicht, dass die Aufstockung auch eine Reaktion auf die massive Kritik am Fedpol gewesen sei. Erst kürzlich machte der SonntagsBlick publik, dass verschiedene Schweizer Polizeikorps jahrelang keinen Fällen von Internet-Pädophilie nachgegangen sind.
In einem internen Bericht des Bundesamtes für Polizei steht, dass die Polizeikorps «aufgrund der lokalen Prioritätensetzung über mehrere Jahre sämtliche pädokriminellen Internetfälle zurückstellen mussten und sich bei der Bearbeitung von Anzeigen in einem kaum mehr aufzuholenden Rückstand befänden». Recherchen im Internet, unabhängig von einem konkreten Verdacht, würden sowohl auf Bundes- wie auch auf Kantonsebene «kaum oder gar nicht» stattfinden.
Beim Fedpol begrüsst man denn auch den Stellenzuwachs. Die Bekämpfung der Pädokriminalität habe im digitalen Zeitalter Priorität. «Wir erachten den Entscheid des Parlaments deshalb als wichtiges Zeichen», sagt Fedpol-Sprecher Thomas Dayer. Noch vor drei Jahren hatte man beim Bundesamt für Polizei im Bereich Pädokriminalität Personal abgebaut.