Nein, Thomas Wüst hat keinen Grund zu klagen. Die Kunden rennen dem Software-Unternehmer fast die Bude ein, ein Auftrag jagt den andern. Der Umsatz seiner Firma ti&m ist dieses Jahr um 20 Prozent gewachsen. Nur eines bereitet ihm Bauchschmerzen: die offenen Stellen. 80 sind es, bei rund 360 Angestellten.
Um sie zu besetzen, ist Wüst kein Aufwand zu gross. Seine Mitarbeiter umwerben bereits Informatik-Studenten, teure Headhunter sprechen potenzielle Interessenten an; manchmal greift der Chef gleich selbst zum Telefon, um einen Wunschkandidaten anzurufen. Doch das Problem bleibt: In der Schweiz fehlt es an IT-Spezialisten, viele Stellen bleiben unbesetzt, Aufträge wandern ins Ausland ab.
Befristete Visa für IT-Spezialisten?
Nun will CVP-Nationalrätin Kathy Riklin das Problem angehen. Sie fordert ein Visum für ausländische Computer-Cracks. Damit will sie es IT-Spezialisten aus den USA oder Indien ermöglichen, für die Dauer eines Projekts in die Schweiz zu kommen. Heute gibt es für Bürger aus Drittstaaten Kontingente. Und das ist gerade für kleinere Unternehmen ein Problem: Im Wettbewerb mit Google und Co. ist es für sie schwierig, an eine Arbeitsbewilligung für Bewerber aus dem Ausland zu gelangen.
In ihrem Postulat fordert Riklin den Bundesrat auf, «ein Massnahmenpaket für den Technologiestandort Schweiz» zu erarbeiten, inklusive befristeter Visa für IT-Spezialisten. Unterstützung erhielt sie von der FDP bis zur GLP, sogar SVP-Nationalrat Franz Grüter hat unterschrieben. Und dies, obwohl sich dessen Partei mit der Kündigungsinitiative für eine Begrenzung der Migration ausspricht. Grüter, selbst IT-Unternehmer, sieht da keinen Widerspruch. «Wir sind gegen die unkontrollierte Zuwanderung», sagt er.
Wenn gut ausgebildete Fachkräfte kämen, die das Land brauche, «ist das ein Gewinn für die Schweiz».