Die Mitteilung der französischen Strahlen-Aufsichtsbehörde schlug Wellen weit über die Landesgrenzen hinaus. Vergangene Woche informierte sie, dass das iPhone 12 bei einer Kontrolle der Einhaltung der Strahlen-Grenzwerte durchgefallen ist. Der sogenannte SAR-Wert, der angibt, wie viel Strahlung ein Gerät abgibt, war bei direktem Körperkontakt oder, wenn das Handy in der Hosentasche steckt, höher als erlaubt.
Die Behörde reagierte unmittelbar. Hersteller Apple wurde angewiesen, das Smartphone-Modell, das 2020 auf den Markt kam, in Frankreich vorerst aus dem Verkauf zu nehmen und Massnahmen zu treffen, dass die Strahlen-Grenzwerte eingehalten werden.
Und was ist in der Schweiz?
Der Fall in Frankreich zeigt auch Handlungsbedarf in der Schweiz auf. Das findet Grünen-Nationalrätin Marionna Schlatter (42). Hierzulande gelten die gleichen SAR-Grenzwerte wie in Frankreich und dem gesamten EU-Raum.
Doch anders als das westliche Nachbarland interessieren sich die Behörden in der Schweiz bis jetzt nicht dafür, ob die Grenzwerte auch wirklich eingehalten werden. Es gibt nicht einmal eine Behörde, die die Marktaufsicht ausübe, wie der Bundesrat jüngst als Antwort auf einen Vorstoss Schlatters mitteilte.
«Das ist fahrlässig»
«Das ist fahrlässig», findet die Zürcherin. Der jüngste «Skandal» – nicht der erste, wie sie betont – zeige: Man könne nicht einfach blind auf Eigenverantwortung vertrauen.
Die Grünen-Nationalrätin lässt darum nicht locker. In der Fragestunde des Nationalrats am Montag will sie vom Bundesrat wissen, wie die Behörden auf das französische Testresultat beim iPhone 12 reagieren. «Ist der Bundesrat noch immer der Ansicht, dass es keine Kontrolle braucht, beziehungsweise dass ausgeschlossen werden kann, dass die Gesundheit der Bevölkerung gefährdet ist?»
Bund weiss nicht, wer zuständig ist
Das Bundesamt für Kommunikation (Bakom) will sich auf Blick-Anfrage nicht zu den Testergebnissen der französischen Behörden äussern – weil man nicht sicher ist, ob man dafür überhaupt zuständig ist. Das Amt verweist darauf, dass eine Arbeitsgruppe derzeit prüfe, in wessen Aufgabenbereich die Strahlenkontrolle fällt. Eventuell werde diese Arbeitsgruppe dann auch Vorschläge machen, wie die heutige – offenbar durchaus verbesserungswürdige – Regelung angepasst werden soll.
Andere Länder haben auf den Verkaufsstopp in Frankreich reagiert. Die zuständigen Behörden in Belgien, Dänemark, Deutschland und Italien stehen laut der Nachrichtenagentur Reuters in Kontakt mit Apple.
Software-Update wohl auch für Schweizer
Die Firma hat derweil vergangenen Freitag angekündigt, für die User in Frankreich ein Software-Update bereitzustellen. Bestätigt die französische Aufsichtsbehörde, dass das Problem damit behoben ist, darf das Modell wieder verkauft werden.
Das Bakom teilt mit, dass man davon ausgehe, dass das Update «höchstwahrscheinlich auch Schweizer Geräte betreffen wird». (hal)