Das Unkrautvernichtungsmittel Glyphosat sorgt immer wieder für rote Köpfe. Unter grossem Protest hat die EU im Herbst die Zulassung für das Herbizid verlängert. Auch in der Schweiz ist Glyphosat umstritten. Ein Verbot wird immer wieder gefordert.
Der Bund will nun einen Schritt weiter gehen und den Grenzwert für Pestizide erhöhen – auch für Glyphosat. Recherchen der SRF-Sendung «Rundschau» zeigen, dass der Bund in der revidierten Gewässerschutzverordnung die Obergrenzen für einzelne Giftstoffe neu auf 10 Mikrogramm pro Liter Wasser festsetzen will. Das ist hundert Mal mehr als heute.
BAFU: Grenzwerte wissenschaftlich begründet
Ende August hat der Bund seine Änderungsvorschläge in die Ämterkonsultation geschickt. Die neuen Grenzwerte sollen gemäss dem Verordnungsentwurf ab Anfang nächsten Jahres in Kraft treten.
Laut dem Bundesamt für Umwelt (BAFU) seien diese Stoffe in Gewässern «verhältnismässig wenig toxisch». Die erhöhten Grenzwerte seien zudem wissenschaftlich und orientierten sich an internationalen Standards. Im internen Bericht heisst es weiter, dass der Schutz empfindlicher Pflanzen, Lebewesen und Mikroorganismen gewährleistet sei.
Bauernchef Ritter ist kritisch
Für den höchsten Bauern der Schweiz, Nationalrat Markus Ritter (CVP, 51), ist es wichtig, dass die Gewässer sauber sind. Glyphosat in Schweizer Bächen und Flüssen sei etwas, das der Bauernverband «gar nicht will», sagt er gegenüber SRF. Politisch sind seine Aussagen von hoher Relevanz, weil in den nächsten Jahren die Trinkwasser-Initiative vors Volk kommt. Diese verlangt, Subventionen für Bauern, die Pestizide verwenden, zu streichen.
Für GLP-Fraktionschefin Tiana Angelina Moser (39) sind die Pläne des Bundes inakzeptabel. «Wir brauchen tiefere und sicher nicht höhere Grenzwerte», fordert Moser. Auch Nationalrat Beat Jans (SP/54) hat kein Verständnis für die geplanten Änderungen: «Ich finde diesen Plan gelinde gesagt strohdumm!»
Die Erhöhung des Grenzwertes stösst in der Wandelhalle jedoch auch auf Zustimmung. Die Nationalräte Christian Wasserfallen (FDP, 37) und Werner Salzmann (SVP, 55) sehen darin kein Problem. «Wenn das Bundesamt für Umwelt sagt, dass das kein Problem sei, dann glaube ich das auch», sagt Salzmann zu SRF.(mat)