Der Job als Präsident der CVP ist nicht einfach. Das war schon vor dem Amtsantritt von Gerhard Pfister (54) vor einem halben Jahr klar. Doch das Wahlresultat im Aargau – wo die Partei 1,2 Prozent verliert und noch auf 12,1 Prozent Wähleranteil kommt – ist bitter für einen, der auszog, mit einer neuen Wertedebatte die Christdemokraten auf Kurs zu bringen.
Wie in solchen Momenten üblich gibt der Präsident Durchhalteparolen aus: «Die Regierungsräte haben sehr gute Ergebnisse erzielt.» Und wenn man betrachte, dass die CVP in Umfragen noch bei minus 3,5 Prozent lag, habe die Partei im Aargau diesen Rückstand fast vollständig aufgeholt und einen guten Wahlkampf hingelegt, so Pfister
So sehen es nicht alle in der Partei. Die Wertedebatte wird zwar nicht in Frage gestellt. «Grundsätzlich ist die Positionierung der CVP richtig», sagt etwa Kathy Riklin (64). Doch für die Zürcher Nationalrätin agiert Pfister noch zu eindimensional. «Wir müssen eigenständig sein und dürfen uns nicht zu stark bei der SVP und FDP anlehnen.» Es reiche nicht, wenn man die Zentralschweiz hinter sich habe, die CVP brauche auch Stimmen in den grossen Kantonen Zürich, Bern oder Waadt. Riklin wünscht sich von Pfister mehr Engagement in sozialen Fragen. «Unsere Wählerinnen und Wähler wollen keinen Rechtskurs ohne soziale Verantwortung.»
Der Schwyzer CVP-Nationalrat Alois Gmür (61) ist überzeugt: «Die Wertediskussion, die Pfister angestossen hat, wird sich langfristig auszahlen.» Doch auch für Gmür ist klar, dass die Partei mit einem Präsidenten Pfister nicht einfach in Richtung SVP drifte. «Die CVP ist keine Rechtspartei», so Gmür. Gerade in Finanzfragen stimme man oft mit der SP und den Grünen.
Pfister selbst will nichts von einem Rechtsdrall wissen: «Wir vernachlässigen die soziale Verantwortung nicht.» In der Debatte um die Altersvorsorge würde sich die Partei mit einer eigenständigen Position deutlich von FDP und SVP abgrenzen. FDP und SVP wollten die Renten massiv kürzen, die CVP lehne das ab.
Für Wahlerfolge fordert Pfister zudem Geduld. Die Umkehr des Negativtrends der Partei sei eine Frage von Jahren und nicht von Monaten. «Wir müssen dazu unsere eigenständige Position finden.» Ein ernüchterndes Fazit für eine über 100-jährige Partei.