Die Schweizer Politik zerbricht sich den Kopf, wie die Masseneinwanderungsinitiative der SVP umgesetzt werden kann. Auch für den dort geforderten Inländervorrang auf dem Arbeitsmarkt gibt es verschiedene Ideen. Eine davon ist, die Wirtschaft zu überzeugen, alle offenen Stellen zuerst zuerst den Regionalen Arbeitsvermittlungszentren (RAV) zu melden.
In der Bundesverwaltung gilt dieser Vorrang bereits. Seit 1. Juli letzten Jahres erfahren die RAV sieben Tage vor der öffentlichen Ausschreibung von freien Stellen. Damit sollen vermehrt inländische Arbeitskräfte eingestellt werden, so die Hoffnung.
Spärliche Ausbeute
Nun liegt eine erste Zwischenbilanz vor – und die fällt ernüchternd aus: Zwischen Oktober 2015 und März 2016 wurden insgesamt 730 Stellen der Bundesverwaltung auf dem RAV-Portal «Job-Room» ausgeschrieben. Auf lediglich 300 Stellen ist gemäss dem Eidgenössischen Personalamt (EPA) mindestens eine Bewerbung eingegangen. Noch spärlicher ist die Ausbeute, wenn man die tatsächlichen Anstellungen anschaut: Es waren nämlich nur drei – eine Erfolgsquote von kläglich 0,4 Prozent.
Beim Bund will man dennoch nicht von einem Misserfolg sprechen. «Der Einstellungs-Erfolg von Job-Room liegt mit rund einer Einstellung auf 100 Bewerbungen im Bereich der anderen grossen externen Stellenportale», sagt EPA-Sprecher Anand Jagtap. Damit sei die Ausschreibung über diesen Kanal «ein komplementärer und interessanter Ausschreibungskanal».
Nicht alle Stellen von Interesse
Aber nur 300 Bewerbungen auf 730 Stellen? Das ist doch kein Erfolg! Jagtap relativiert: «Das ist dadurch zu erklären, dass nicht alle ausgeschriebenen Stellen für alle Stellensuchenden von Interesse sind», sagt er. Daher lasse sich dieser Ausschreibungskanal nicht mit anderen Stellenportalen vergleichen, auf denen eine Stelle für ein spezifisches Zielpublikum ausgeschrieben werde.
Auch bei den Kantonen gibt man sich weiterhin zuversichtlich. Es sei noch zu früh, um Bilanz zu ziehen, sagt der Berner Regierungsrat und oberster Volkswirtschaftsdirektor Andreas Rickenbacher. «Solche Massnahmen brauchen Zeit, sich einzuspielen.» Zudem seien bei diesem Pilotprojekt nur Stellen der öffentlichen Hand betroffen – in der Breite der Privatwirtschaft sähen die Zahlen anders aus.
Wichtiges Signal an die Wirtschaft
Drittens sei das Projekt des Bundes abgesehen von den Zahlen als Signal zu verstehen. «Jene, die ihre Arbeit verloren haben, sollen Priorität bei Neuanstellungen haben. Dieses Signal an die Wirtschaft war wichtig», so Rickenbacher.