Initiant Sigg findet Bedingungsloses Grundeinkommen plötzlich nicht mehr umsetzbar
Angst vor Ausländern!

Ex-Bundesratssprecher Oswald Sigg gehört zu den prominentesten Mitinitianten des bedingungslosen Grundeinkommens. Doch jetzt fällt er seinen Mitstreitern in den Rücken: «Ich glaube nicht, dass man das bedingungslose Grundeinkommen in der Schweiz isoliert umsetzen kann», sagt er mitten im Kampagnen-Schlussspurt.
Publiziert: 25.04.2016 um 17:20 Uhr
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Aktualisiert: 11.09.2018 um 19:15 Uhr

Mit einer bunten Kampagne kämpfen die Befürworter des bedingungslosen Grundeinkommens für ihre Initiative ein. So haben sie 1000 Zehn-Franken-Nötli verschenkt, basteln derzeit am grössten Abstimmungsplakat der Welt und demonstrieren nächsten Samstag in Zürich mit einer Schar tanzender Roboter für das Grundeinkommen.

Am 5. Juni entscheidet das Stimmvolk über die Initiative für ein bedingungsloses Grundeinkommen. Mit bunten Aktionen machen die Initianten auf ihr Anliegen aufmerksam.
Foto: Keystone

Und als prominentes Aushängeschild kämpfte der frühere Bundesratssprecher Oswald Sigg an vorderster Front für ein bedingungsloses Grundeinkommen von 2500 Franken. «Der Betrag garantiert eigentlich nur die menschliche Existenz. Nicht mehr!», sagte Sigg vor einem Monat zu BLICK. Das sei ein Sockel, auf dem man leben und arbeiten könne. Und er machte betonte: «Wir Schweizer sind doch weiss Gott kein Volk von Faulen!»

Sigg gegen Schweizer Alleingang

Offenbar meinte Sigg damit tatsächlich nur die Schweizer. Denn mitten im Kampagnen-Schlusspurt fällt Sigg seinen Mitstreitern mit überraschenden Aussagen in den Rücken: Der frühere Bundesratssprecher und Vizekanzler Oswald Sigg zweifelt offen an der eigenen Initiative. «Ich glaube nicht, dass man das bedingungslose Grundeinkommen in der Schweiz isoliert umsetzen kann», sagt Sigg im «Tagesanzeiger».

Ex-Bundesratssprecher Oswald Sigg möchte bei einem Ja zur Initiative zuerst nur einen Pilotversuch in einem Kanton durchführen.

Sigg befürchtet, dass eine nationale Umsetzung der Initiative zu mehr Zuwanderung führen könnte. Denn ein Grundeinkommen von monatlich rund 2500 Franken könnte zu attraktiv sein für Arbeitslose in Europa und für Flüchtlinge. Für ihn ist deshalb klar: «Solch tief greifende Veränderungen kann man nur in einem Länderverbund, also europaweit einführen.»

Sollte die Initiative wider Erwarten doch durchkommen, würde Sigg «erst einmal einen Pilotversuch in einem Kanton machen», um so das Grundeinkommen «unter Laborbedingungen» zu testen. Dazu würde er die Zahl der Berechtigten auf jene Personen beschränken, die bereits im Kanton wohnten.

Mitinitiant Häni findets «populistisch»

Siggs Rückenschuss kommt bei seinen Mitstreitern nicht besonders gut an. Das Problematisieren der Zuwanderung sei «populistisch», zitiert der «Tagesanzeiger» Mitinitiant Daniel Häni. So könnten für Zuwanderer ja Wartefristen eingeführt werden.

Im Gegensatz zu Sigg hält Mitinitiant Daniel Häni einen Schweizer Alleingang für möglich: «Irgendwo muss man beginnen, sonst kommt es nie.»
Foto: KEY

Ebenso hält er  einen Schweizer Alleingang für möglich. Wenn man wirklich wolle, werde man Lösungen finden, meint Häni. Und er betont: «Irgendwo muss man beginnen, sonst kommt es nie.»

Am 5. Juni dürfte sich der interne Streit über eine allfällige Umsetzung aber eh in Luft auflösen: Gemäss einer aktuellen Umfrage lehnen 57 Prozent der Befragten die Initiative ab, nur 40 Prozent sind dafür. Erfahrungsgemäss dürfte der Ja-Anteil bis zum Abstimmungssonntag noch weiter sinken. (rus)

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