Zürcher sollen «denken statt blind gehorchen»
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Maskenpflicht-Streit in Zürich:«Frau Fehr verängstigt so nur die Leute!»

In Zürich eskaliert der Streit um die Maskenpflicht
«Frau Fehr, seien Sie nicht wie Trump!»

In mehreren Kantonen gilt in Läden die Maskenpflicht. In Zürich ist derweil ein Streit um eine Ausweitung der Maskenpflicht entbrannt. Dabei geraten sich Stadt und Kanton in die Haare – an vorderster Front zwei SP-Frauen. Jetzt mischen sich Wissenschaftler ein.
Publiziert: 23.08.2020 um 16:47 Uhr
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Aktualisiert: 12.10.2020 um 12:17 Uhr
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In mehreren Westschweizer Kantonen und ab Montag auch in Basel-Stadt gilt Maskenpflicht in den Läden.
Foto: Keystone
Ruedi Studer

Im Öffentlichen Verkehr gilt seit sieben Wochen ein schweizweite Maskenpflicht. Und in mehreren Kantonen gilt auch in Läden und Geschäften: Maske auf! Die vier Westschweizer Kantone Genf, Waadt, Neuenburg und Jura haben diese bereits eingeführt, und mit Basel-Stadt folgt am Montag der erste Deutschschweizer Kanton.

Auch im Kanton Bern wird bereits über eine Maskenpflicht in Läden nachgedacht – wenn die Zahl der Ansteckungen über 35 pro Tag steigt, soll die Maskenpflicht kommen, so SVP-Gesundheitsdirektor Pierre-Alain Schnegg (57) im «Bund». Weitere Kantone dürften bald folgen.

Genossinnen streiten sich

Im Kanton Zürich hingegen gelten bezüglich Coronavirus bisher eher lockere Sitten. Doch jetzt eskaliert zwischen Kanton und Stadt der Streit um die Maskenpflicht in Läden. Ausgerechnet zwei SP-Frauen liegen sich in den Haaren.

«Wir müssen agieren, bevor uns die Kontrolle entgleitet», sagt Zürichs Stadtpräsidentin Corine Mauch (60) in einem Interview mit der «NZZ am Sonntag». Zürich befinde sich in einer besorgniserregenden Lage. Deshalb brauche es eine Ausweitung der Maskenpflicht beispielsweise in öffentlichen Gebäuden oder in Läden. «Ohne weitergehende Massnahmen könnten die Dinge innert weniger Tage aus dem Ruder laufen», warnt die SP-Frau.

Mauch reitet damit eine Attacke auf die Zürcher Kantonsregierung und ihre Genossin, Jacqueline Fehr (57). Denn die SP-Regierungsrätin sieht keinen Grund für Panik, wie sie am Samstag in einem Tweet deutlich macht. Verschärfungen seien nicht der richtige Weg. Die Hospitalisierungenzahlen seien tief, der Reproduktionswert unter 1. «Das Risiko, durch Covid gesundheitliche Schäden zu erleiden, ist aktuell sehr tief», so ihr Fazit. «Im Winter sieht es vielleicht anders aus.» Dann seien Verschärfungen «vielleicht gerechtfertigt».

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Experten schütteln den Kopf

Ein Tweet, der zu heftigen Reaktionen führt. Selbst Adriano Aguzzi (60), der Direktor des Instituts für Neuropathologie am Unispital Zürich, schaltet sich in den Schlagabtausch ein. «Frau Fehr, Sie liegen wirklich falsch. Alle Taskforce-Mitglieder und die allermeisten Wissenschafter (ich auch) schütteln den Kopf über Ihre Aussagen», schreibt er. Und legt gleich nach: «Hören Sie doch auf die Experten; seien Sie nicht wie Trump!»

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Auch der Berner Epidemiologe Christian Althaus fährt Fehr an den Karren: «Interessant. Da weiss Jacqueline Fehr offenbar mehr als die über 60 Wissenschaftler umfassende Task Force» twittert er. «Diese erläutert in ihren Policy Briefs, warum es einfacher ist, die Epidemie bei tiefen statt hohen Fallzahlen zu kontrollieren.»

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In einem Essay von Anfang Juli schreibt die Task Force denn auch klar, dass das Tragen einer Schutzmaske das Risiko vermindere, andere und sich selber anzustecken. «Die Maskenpflicht sollte dann gelten, wenn das Einhalten der nötigen körperlichen Distanz und die Kontaktverfolgung nicht gewährleistet werden können, insbesondere in Innenräumen», so die Schlussfolgerung. «Aufgrund der Übertragung durch schwebende mikroskopische Tröpfchen ist diese Massnahme für Innenräume und insbesondere für den öffentlichen Verkehr zwingend.»

Fehr attackiert Wissenschaftler

Fehr gibt sich davon weitgehend unbeeindruckt. Verschiedene Meinungen seien zwar wichtiger denn je, reagiert sie später in einem weiteren Tweet. Man wisse nämlich weniger, als man meine – das gelte auch für sie selbst. Um wenig später gegen die Wissenschaftler auszuteilen: «Die wissenschaftlichen Erkenntnisse sind alle vorläufig und viele werden wohl noch revidiert werden», so Fehr. «Deshalb stören mich auch apodiktische Behauptungen und das so tun als habe man die Wahrheit gefunden.»

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Auf die weiteren Diskussionen im Kanton Zürich darf man also gespannt sein. Denn wie das Onlineportal «Nau.ch» berichtet, pfuscht Fehr mit ihren Aussagen SVP-Gesundheitsdirektorin Natalie Rickli (43) ins Dossier. Rickli sei für mehr Massnahmen, sei damit im Regierungsrat aber in der Minderheit.

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