In Luzern und Baselland herrscht ein anderes Klima
Wiederholt sich am Sonntag die SVP-Wahlschlappe?

Kommenden Sonntag besetzen Luzern und das Baselbiet ihr Kantonsparlament und die Regierungen neu. Schweizweit ist man gespannt, ob sich die Wahlschlappe der SVP wiederholt.
Publiziert: 25.03.2019 um 23:53 Uhr
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SP-Regierungsratskandidatin Kathrin Schweizer kämpft im Kanton Basel-Landschaft für die Rückkehr der SP in die Regierung. Ihre Chancen sind jetzt noch grösser.
Foto: Zvg
Andrea Willimann
Andrea WillimannBundeshaus-Redaktorin

Die Zürcher Wahlen – ob Niederlage oder feuchtfröhliche Wahlfeier – sitzen den nationalen Parteien noch in den Knochen. Erholung ist aber nicht angesagt, bereits nächsten Sonntag kommt es zum nächsten Showdown bei den Parlaments- und Regierungswahlen in Luzern und Basel-Landschaft. Die beiden Kantone ticken aber ganz anders als die bevölkerungsreiche Limmatstadt und Agglomeration Zürich: nämlich ländlich, konservativ und sehr autofreundlich.

Grünliberale sind ausser Konkurrenz

Die SVP arbeitet im Baselbiet und Luzernischen immer noch am Aufbau, während sich die Linke ausserhalb des urbanen Raums schwertut. 2015 waren die FDP und SVP die grossen Wahlgewinnerinnen. SP und CVP traten an Ort, die Grünen brachen ein, und Grünliberale und BDP erhielten den Mauerblümchen-Status verpasst. Für grosse Nachwehen sorgte zudem eine weitere Parallele: In beiden Kantonen fiel die SP mit krachenden Niederlagen aus der Regierung.

«Ob wie im Kanton Zürich nur die Grünen nächsten Sonntag wieder zum ganz grossen Überflug ansetzen, ist alles andere als sicher», gibt sich der Luzerner SP-Kantonalpräsident David Roth (33) kämpferisch. Die SP sei in beiden Kantonen viel stärker als die Grünen, mehr also doppelt so gross wie die Grünliberalen und damit auch die grösste ökologische Kraft. Zudem habe die Klimapolitik das zentrale Thema Kantonsfinanzen politisch nicht verdrängt.

SP-Opposition könnte sich in beiden Kantonen auszahlen

Tatsächlich dürfte sich die Luzerner Linke mit ihrer Opposition gegen die Spar- und Abbaupolitik der Bürgerlichen neuen Zuspruch in der Bevölkerung geholt haben. «Zuletzt mit dem Bundesgerichtsentscheid gegen die Reduktion der Prämienverbilligung», erinnert Roth. Davon werde SP-Regierungsratskandidat Jörg Meyer (50) profitieren. Ebenso von der grünen Welle: Viele Sympathisanten der Grünen würden nebst ihrer Kandidatin Korintha Bärtsch (34) auf einer gemeinsamen Liste Meyer wählen.

Auch im Baselbiet konnte die SP seit 2015 als Oppositionskraft punkten, vorab auch als Verteidigerin des öffentlichen Verkehrs. «Die Landratswahlen werden nicht nur von grünen und klimapolitischen Fragen geprägt, sondern vor allem von sozialen», ist daher SP-Nationalrat Eric Nussbaumer (58) überzeugt. 

Den Grünen werden diese Stimmen aber nicht abgehen. Auch sie dürften zulegen: «Der Erfolg der Zürcher Grünen ist eine super Ausgangslage für uns», ist sich Grünen-Nationalrätin Maya Graf (57) sicher. Ziel sei es, die 2015 verlorenen Sitze wieder zu holen – und somit Links-Grün insgesamt zu stärken. 

SVP-Lager ist jetzt aufgeschreckt

Jedenfalls werden der Baselländer SP-Regierungsratskandidatin Kathrin Schweizer (49) gegenüber ihrem bürgerlichen SVP-Mitkonkurrenten Thomas de Courten (52) grosse Chancen zugesprochen, den einzig frei gewordenen Sitz zu erobern. SVP-Nationalrat de Courten sagt selber: «Nach dem Wahlausgang in Zürich wird es noch schwieriger. Aber das ist auch ein Weckruf.» Aber das aufgeschreckte SVP-Lager werde zusätzlich mobilisieren, erwartet Nationalrätin Sandra Sollberger (45), Parteileitungsmitglied der kantonalen SVP.

Bleibt also die Frage, auf wessen Kosten die linke Power geht. Viele sehen weniger die SVP im Niedergang. Das SVP-Wählerpotenzial sei nicht ausgeschöpft, sofern die Mobilisierung gelinge, glauben manche. Nicht nur die Luzerner SVP-Chefin Angela Lüthold-Sidler (61). Stimmen könnten sich nämlich auch FDP- und CVP-Politiker verscherzt haben, die bürgerliche Sparprogramme zur Gesundung ihrer Kantone unterstützt haben.

Die klimapolitischen Pirouetten der nationalen FDP beschäftigen die kantonalen FDP-Spitzen aber weniger. Optimistisch erwarten sie, wie die CVP zumindest ihre Regierungsratskandidaten – Fabian Peter (LU, 42, neu) und Monica Gschwind (BL, 55, bisher) bequem ins Trockene zu bringen. Sofern auch ihnen die Mobilisierung gelingt.

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