Esther Friedli tritt für die St. Galler SVP für die Regierungsratswahlen an. Die 38-Jährige, die vor allem als Lebenspartnerin von Noch-SVP-Parteipräsident Toni Brunner bekannt wurde, soll für die ihre Partei die Kohlen aus dem Feuer holen. Offiziell Parteimitglied ist die Regierungsratskandidatin gerade mal seit gestern. Bis zu diesem Schritt war es ein langer Weg.
Esther Friedli wächst im Kanton Bern auf und erbt von ihrer Mutter sozusagen das CVP-Parteibuch. Über den Jugendrat in Worb BE steigt sie in die Politik ein, wird Mitglied im Grossen Gemeinderat. Daneben macht sie bei der Jungen CVP rasch Karriere, ist von 1997 – 2000 sogar Mitglied im Präsidium der Schweizerischen Jungpartei.
«Sie ist selbstbewusst, witzig, unkompliziert»
Ihr Vater aber politisiert in der Berner SVP – und nimmt sie 1997 an eine Parteiveranstaltung mit, wo Esther Friedli erstmals auf Toni Brunner trifft. Sie ist gleich beeindruckt vom Humor des Jungnationalrats, der mit ihr am Apéro anstösst. Sie schauen einander tief in die Augen. Und: «Seither sind wir ein Paar», so Toni Brunner 1998 im «SonntagsBlick» und schwärmt von «seinem Esthi»: «Sie ist selbstbewusst, witzig, unkompliziert.» Sie sagt über Toni: «Ich liebe seinen Humor. Mit ihm wird es nie langweilig.» Das Blatt fasst zusammen: Bauer Toni Brunner und seine Studentin Esther Friedli.
Vorerst setzt Friedli auf die CVP, darf als Referentin der Departementsvorsteherin bei der damaligen Bundesrätin Ruth Metzler ein fünfmonatiges Praktikum absolvieren. Pikant: Ausgerechnet Metzler muss 2003 SVP-Tribun Christoph Blocher Platz machen, mit dem sich Toni Brunner ja bekanntlich bestens versteht.
Friedli, die inzwischen ihr Poltologie-Studium abgeschlossen hat, geht in die PR, arbeitet erst bei Mediapolis und später bei Farner. Gute Adressen, wenn es darum geht zu lernen, wie man bürgerlichen Interessen zum Erfolg in der Politik verhilft. Bis sie erstmals einen Ruf der SVP erhält: Der neugewählte SVP-Regierungsrat Stefan Kölliker braucht 2008 eine loyale Generalsekretärin für sein Bildungsdepartement. Esther machts.
Dort bleibt sie sechs Jahre und muss mit ihrem Chef einige Stürme überstehen. In dieser Zeit beschäftigt unter anderem das Kopftuchverbot an Schulen oder der neue Lehrplan die Gemüter im Ostschweizer Kanton.
Für diesen Job verlegt Friedli ihren Wohnsitz ins Toggenburg und zieht auf den Hof von Toni Brunner und seinen Eltern. Zuvor hatte das Paar schon eine Wohnung geteilt: Diejenige, die Blocher zuvor gemietet hatte, während er als Bundesrat in Bern wirkte.
Anfang 2015 macht sich Friedli dann selbstständig: Sie wird Geschäftsführerin und Inhaberin der polestica gmbh. Mit-Gesellschafter bei der Firma für politische Kommunikation: Toni Brunner.
Sie managte Köppels Wahlkampf
Ihr Lebenspartner sagt im letzten Juli zu BLICK: «Ich bin stolz, dass Esther nach dem Abstecher in die Verwaltung wieder in der freien Marktwirtschaft tätig ist.» Anlass für die Nachfrage war das lukrative Mandat, das Friedli und Brunner an Land gezogen hatten: Sie durften nämlich den Wahlkampf von «Weltwoche»-Verleger und Neo-SVP-ler Roger Köppel managen. Was Friedli mit durchschlagendem Erfolg tut. Köppel wird mit 178’090 Stimmen der bestgewählte Nationalrat in der Geschichte der Schweiz. Zu diesem Zeitpunkt ist Friedli schon nicht mehr CVP-Mitglied. Gegenüber dem BLICK bezeichnete sie sich als parteilos.
Inline image: Bestgewählter Nationalrat der Schweiz: Esther Friedli managte Roger Köppels Wahlkampf.Weniger Glück hat Friedli mit einem anderen Mandat: Ausgerechnet sie führt nämlich auch den Wahlkampf von SVP-Regierungsratskandidat Herbert Huser. Dieser schneidet am Sonntag in St. Gallen enttäuschend ab, fliegt am Schluss sogar noch aus dem Kantonsrat. Am Wahlabend lässt sich Friedli, konsterniert und wortkarg, vom «St. Galler Tagblatt» immerhin zur Aussage bewegen, man könne «diese Resultate sicher nicht schönreden».
Allerdings muss sich auch Friedli darauf gefasst machen, dass ihre Bäume nicht in den Himmel wachsen: Immerhin scheiterte selbst Toni Brunner 2012 beim Versuch in seinem Heimatkanton für die SVP in einer Majorzwahl ein Mandat zu erobern. Obschon damals beide Ständeratssitze neu zu bestellen waren. Am Schluss wählten die St. Galler Karin Keller-Sutter (FDP) und Paul Rechsteiner (SP) mit komfortablem Vorsprung, obwohl letzterer für den rechtsbürgerlichen Kanton als Gewerschafter ein äusserst linkes Profil aufwies. Rechsteiner und Keller-Sutter behaupteten ihre Sitze auch im letzten Oktober – die SVP blieb beim Sturm aufs Stöckli abermals auf der Strecke.
Jetzt hat es Esther Friedli in der eigenen Hand, die Scharte der SVP auszuwetzen. Der zweite Wahlgang für die Regierungratswahlen findet am 24. April statt.