Wenige Kilometer entfernt von der Schweizer Grenze sind in Como (I) Hunderte von Flüchtlingen gestrandet. Die meisten von ihnen möchten weiter nach Norden, werden an der Grenze aber zurückgeschickt. Offenbar will eine grosse Zahl die Schweiz nur durchqueren. Die für das Asylwesen zuständige Justizministerin Simonetta Sommaruga (SP) hielt aber fest, dass die Schweiz nicht zu einem Transitland verkommen dürfe. Sie bezeichnet die Lage in Como als «schwer erträglich» und findet: «Solche Zustände darf es in Europa nicht geben.»
Alt Bundesrätin Ruth Dreifuss reiste gestern nach Italien, um sich vor Ort ein Bild zu machen. Ebenfalls dabei waren die SP-Nationalrätinnen Cesla Amarelle (VD), Marina Carobbio (TI) und Mattea Meyer (ZH) sowie der Genfer Carlo Sommaruga. Meyer weilte im Mai in Como in den Ferien. Der erneute Ausflug war für sie «erschütternd», sagt sie zu BLICK.
Besonders auffällig sei die grosse Anzahl von jungen Menschen und schwangeren Frauen, sagt sie. «Die Ungewissheit, wie es mit ihnen weitergeht, ist für sie unerträglich.» Mit vielen Menschen habe sie sprechen können. Die SP-Vertreter wollen wegen der gewonnen Eindrücke das Gespräch mit dem Grenzwachtkorps und dem Staatssekretariat für Migration suchen und dann konkrete Forderungen stellen. Klar ist für Meyer schon jetzt: «Wenn alle Staaten nur für sich schauen und das Dublin-Abkommen vorschieben, leiden die Flüchtlinge darunter.» Es brauche so rasch wie möglich eine europäische Lösung.