In Buchbinderei-Halle
Das Bundesratsfoto entschlüsselt

Publiziert: 03.01.2016 um 15:40 Uhr
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Aktualisiert: 01.10.2018 um 03:58 Uhr
Der Gesamtbundesrat mit Bundeskanzler Walter Thurnherr (r.) in einer Buchbinderei-Halle der Stämpfli AG in Bern. Hinten sechs Mitarbeiter des Druckerei-Unternehmens.
Von Peter Hossli

Der neue Bundespräsident und seine Stellvertreterin lächeln in die Kamera. Die anderen fünf Magistraten und der Bundeskanzler blicken andächtig zur Mitte. Dort strahlen Johann Schneider-Ammann (63) und Doris Leuthard (52). Aufgenommen haben das Porträt der Regierung der Fotograf Edouard Rieben (74) und seine Enkelin Nina Líška Rieben (24).

«Ich war etwas nervös», Buchbinder und Maschinenführer Rolf Fasnacht arbeitet seit 31 Jahren bei der Stämpfli AG.

Es entstand in der Stadt Bern, in der Buchbinderei des Kommunikationsunternehmens Stämpfli AG – einer Firma mit Tradition. Sie wurde 1599 gegründet und ist seit 1799 im Besitz der Familie Stämpfli. Heute beschäftigt sie rund 400 Personen.

Schneider-Ammann wählte den Ort aus. Der Vorteil: Er ist nur zehn Autominuten vom Bundeshaus entfernt. Zudem kennt der Bundespräsident die Inhaber.

Einst wollte er dem US-Arbeitsminister die Firma zeigen. Dieser sollte bei Stämpfli die Schweizer Berufslehre kennenlernen, musste jedoch kurzfristig absagen.

Es sei eine «ausgesprochene Ehre, dass in diesem Jahr ein grafischer Betrieb auf dem Bundesratsfoto zu sehen ist», sagt Mitinhaber Rudolf Stämpfli (60). «Zu oft reden wir über die Krise unserer Branche.»

Das Team des Wirtschaftsministers habe ihn kontaktiert, sagt Stämpfli. «Es war die Idee von Herrn Schneider-Ammann, dass auf dem Foto neben dem Bundesrat einige unserer Mitarbeitenden zu sehen sind.» Stämpfli wählte sie aus: je drei Frauen und drei Männer verschiedenen Alters mit unterschiedlicher Herkunft. «Wir wollten zeigen, wie vielfältig die Firma ist», erklärt Stämpfli. «Bei uns arbeiten Menschen aus 20 Ländern zusammen.»

Lange Sitzung

Fotograf Rieben musste am 18. Dezember um 11.30 Uhr bereit sein. Um 13.30 Uhr fuhren Bundesrat und Bundeskanzler vor. An der langen Sitzung zuvor hatten sie 86 neue Stellen für die Terrorbekämpfung bewilligt. «Sie wirkten, als sei es eine intensive Sitzung gewesen», sagt der Fotograf.

Die Magistraten stellten sich vor einen Sammelhefter, fabriziert in Zofingen AG. «Es war eindrücklich, wie der gesamte Bundesrat vor meiner Maschine stand», sagt Maschinenführer Rolf Fasnacht (63), Zweiter von rechts auf dem Foto. Er arbeitet bereits seit 31 Jahren bei Stämpfli. «Als gelernter Buchbinder freut es mich, dass mein Beruf so gewürdigt wird.»

Etwas nervös sei er schon gewesen. «Es war ein Erlebnis, so viele bedeutende Personen auf einmal zu sehen», sagt er. «Das kenne ich sonst nur aus der Zeitung.»

Beeindruckt hätten ihn nicht nur die Politiker, sondern auch die Fotografen. «Sie mussten schnell arbeiten, sie dirigierten die Bundesräte geschickt, brachten alle zum richtigen Zeitpunkt zum Lachen.» Ausser Alain Berset (43) am linken Bildrand. Er wirkt auf dem Foto etwas verkniffen.

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