In Bern, Genf und Zürich soll das Gucci-Täschli auch am Wochenende zu haben sein
Parmelin will Sonntagsshopping für Luxustouristen

Was in Skiorten und Outlet-Zentren möglich ist, soll auch in den grossen Schweizer Städten zum Normalfall werden: Einkaufen am Sonntag. Laut Plan dürfen sich Touristen in den teuren Einkaufsstrassen bald auch übers Wochenende mit Designkleidern und Uhren eindecken.
Publiziert: 26.08.2023 um 01:15 Uhr
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Touristen sollen künftig auch am Sonntag in den teuren Einkaufsstrassen shoppen können.
Foto: imago images/Geisser
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Pascal TischhauserStv. Politikchef

Bundesrat Guy Parmelin (63) ist daran, den Sonntagsverkauf auszudehnen. Dies eröffnete der Wirtschaftsminister am Donnerstag den Sozialpartnern. Touristen in Städten wie Bern, Genf und Zürich sollen künftig am Sonntag Gucci-Täschchen oder Rolex-Uhren kaufen können.

Nicht nur in Tourismusorten in den Bergen, in Shops an Bahnhöfen sowie im Bündner «Designer Outlet Landquart» und im «Foxtown» in Mendrisio (TI) soll Sonntagsshopping möglich sein, sondern auch in städtischen Tourismuszonen. Diese Zonen würden die Kantone selbst festlegen. Das Vorhaben geht auf eine Initiative der Zürcher Volkswirtschaftsdirektorin Carmen Walker Späh (65, FDP) zurück.

Aufruhr bei Gewerkschaften

Gegen Parmelins Pläne laufen die Gewerkschaften Sturm. «Obwohl der Tourismus auch in den Städten wieder das Vor-Corona-Niveau erreicht hat, versucht man nun, die Salamitaktik weiterzuführen», so Adrian Wüthrich (43), Präsident des Gewerkschaftsdachverbands Travailsuisse. Schon heute sind in Tourismusorten verschiedene Läden geöffnet. Das Einkaufen an den Bahnhöfen ist am Sonntag Normalität. Mit dem Sonntagsshopping in Innenstädten würde nun das nächste Salamirädli fallen.

Beim Shopping in den Städten würde wohl bald die Beschränkung aufs Angebot für Touristen fallen, glaubt der frühere SP-Nationalrat Wüthrich. «Und im Nu wäre das Sonntagsverkaufsverbot gänzlich Geschichte», befürchtet er.

Einen Rappen mehr

Laut Blick-Informationen sollen die Arbeitnehmenden im Verkauf als «Zückerli» 18 arbeitsfreie Sonntage und eine Kompensation erhalten, die über dem gesetzlichen Minimum liegt. «Wahrscheinlich gibt es dann einen Rappen mehr als das sowieso schon tiefe Minimum», so Wüthrich. Er befürchtet, dass die Stellen im Verkauf wegen Parmelins Sonntagsshopping noch zerstückelter werden. Zudem ist er überzeugt, «dass die Touristen aus Übersee oder Indien ruhig sehen sollen, dass bei uns der arbeitsfreie Sonntag einen Wert hat». Und dass in unserer Gesellschaft die Erholung vom werktäglichen Arbeitsstress am Wochenende eben wichtig sei.

Wüthrich sagt aber, dass sich die Arbeitnehmerseite nicht generell Anpassungen bei den Öffnungszeiten verschliesse. «Wenn wir uns von den Wildwest-Verträgen im Detailhandel verabschieden und einen Gesamtarbeitsvertrag für den Verkauf abschliessen können, bin ich zuversichtlich, dass wir Sozialpartner uns auf eine für alle Seiten gute Lösung verständigen können.» Das Sonntagsarbeitsverbot wolle man aber nicht verwässern.

Departement bestätigt Plan

Parmelins Wirtschaftsdepartement (WBF) bestätigt das Treffen mit den Sozialpartnern und dass ein Sonntagsverkauf in «städtische Tourismusgebieten vorgesehen werden soll». Und es macht vorwärts damit: Ende November soll eine «externe Konsultation zu diesem Thema eröffnet» werden, gibt WBF-Sprecher Urs Wiedmer Auskunft. Diese dauert normalerweise drei Monate.

Auf die Frage, nach welchen Kriterien das Angebot bestimmt wird, das den Touristen zur Verfügung stehen soll, geht Wiedmer nicht ein. Bis zur Konsultation kommentiere man den Vernehmlassungstext nicht.

Von den Sozialpartnern heisst es: «Klar ist, dass teure Handtaschen, aber keine Waschmaschinen zum städtischen Sonntagsverkauf zugelassen werden sollen.» Und weil die Kantone bei der Festlegung der Zonen die noblen Einkaufsstrassen im Auge haben, ist es augenfällig, dass der zentrale Teil des städtischen Tourismusangebots aus dem Luxussektor kommen wird. Daneben dürften noch Souvenirgeschäfte offen stehen können. Ob beispielsweise das Berner Warenhaus Loeb öffnen dürfte und ob es dann am Sonntag seine Haushaltswarenabteilung schliessen müsste, ist unklar.

Diese Zonen stehen zur Diskussion

Wie die «Schweiz am Wochenende» berichtete, stehen in Zürich die Altstadt, die Bahnhofstrasse und die Europaallee als Tourismuszonen zur Diskussion. In Luzern soll ebenfalls die Altstadt profitieren, wie die «Handelszeitung» berichtete. Auch in Lugano und Bern geht es um die Altstadt und in Genf sind die Rue du Rhône und die Rue du Marché im Gespräch.

In Basel ist von der Freien Strasse die Rede. Bei Lausanne fällt der Blick auf den Saint-François-Platz und die Rue de Bourg.

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