Im anstehenden Wahljahr dürften die Senioren im Parlament unter Beschuss des eigenen Parteinachwuchses geraten. Doch bei welchen Parteien dürfen die Jungen mit Recht Druck machen? Eigentlich bei allen – aber vor allem bei der BDP und der SVP. BLICK hat ausgerechnet, wie alt die Nationalräte der Schweizer Parteien 2015 sind.
Nur die grünliberalen Nationalräte werden im Wahljahr im Schnitt noch keine 50 Jahre alt sein. Die meisten älteren Politiker sitzen in der SVP und BDP. Ihre Vertreter kommen 2015 im Schnitt auf fast 56 Jahre. Die SVP-Nationalräte bringen es zusammengezählt auf fast 3000 Jahre. Der richtige Slogan für den Wahlkampf wäre also Senioren-Volkspartei.
Wahlkampfleiter Albert Rösti widerspricht. Eine «gute Durchmischung der Generationen» sei sinnvoll. Er werde sich aber dafür einsetzen, «dass die besten Jungpolitiker gute Listenplätze erhalten». Dafür müsse sich auch die JSVP stark machen. «Wir haben fähigen Nachwuchs. Wenn der etwas Druck auf die ältere Generation macht, schadet das nicht», so der Berner Nationalrat (47). Er verspricht einen modernen Wahlkampf, der «auch Junge in der Agglomeration anspricht».
Für eine Bundesratspartei jung sind die Sozialdemokraten. Ihre Nationalräte sind im Schnitt 51-jährig. Nachwuchspolitiker wie Mathias Reynard (27) oder Cédric Wermuth (28) kompensieren Partei-Methusaleme wie Bea Heim (68). Weniger von jugendlichem Elan ist beim linken Partner zu spüren. Die 15 grünen Nationalräte bringen es trotz Bastien Girod (33) und Aline Trede (31) auf ein stattliches Durchschnittsalter von 54 Jahren.
CVP und FDP bewegen sich im Mittelfeld. Die Freisinnigen bringen es 2015 auf 52 Jahre, die Christdemokraten auf knapp 54.
Die Altersfrage ist im Bundeshaus äusserst delikat. Das zeigte sich, als SP-Fraktionschef Andy Tschümperlin eine Altersguillotine von 65 Jahren forderte. Vor allem die 66-jährige Susanne Leutenegger Oberholzer, die 2015 nochmals antreten will, fühlte sich angegriffen und äusserte ihren Unmut über Tschümperlins Attacke. Unter Druck stehen auch die Zürcher SVP-Schlachtrösser Toni Bortoluzzi, Hans Fehr und Max Binder (alle 67). Besonders in der Defensive ist Bortoluzzi, der seit 1991 in Bern politisiert. Nach schwulenfeindlichen Äusserungen steht der Gesundheitspolitiker auch parteiintern in der Kritik. Doch der Doyen des Parlaments gehört der CVP an. Jacques Neirynck ist 83-jährig – und denkt nicht an einen Rücktritt. Er wollte mit 84 Jahren für den Ständerat kandidieren – doch seine Waadtländer Kantonalpartei hatte keine Lust mehr. Nun überlegt sich der Nationalrat, die Partei zu wechseln. Auf Platz zwei der Altersrangliste landet Maximilian Reimann (SVP/AG). Der 72-Jährige sitzt seit 1987 im Parlament und will bis 2019 weitermachen.
Manche altgediente Nationalräte haben ihren Rücktritt derweil angekündigt. Der eine oder die andere dürfte folgen. Noch aber klammern sich viele Dinosaurier an ihr Amt.