Es ist die wohl teuerste Bundesratsreise aller Zeiten: Rund 500'000 Franken kostete es das Aussendepartement, als Didier Burkhalter (FDP) 2013 mit dem Bundesratsjet nach Australien, Neuseeland und Vanuatu flog (BLICK berichtete).
Nun zeigen Recherchen weitere Auffälligkeiten beim Flugverhalten der Bundesräte. So flogen gemäss Dokumenten der Bundesreisezentrale Finanzministerin Eveline Widmer-Schlumpf und Wirtschaftsminister Johann Schneider-Ammann am 13. Oktober 2013 in derselben Lufthansa-Maschine von Washington nach München.
Pikant: Die Finanzministerin sass in der Business-Klasse, der Wirtschaftsminister flog abgeschirmt vom Fussvolk und weitaus komfortabler in der First Class.
Nach der Landung in München bestieg Widmer-Schlumpf einen Lufthansa-Linienflug nach Zürich. Schneider-Ammann reiste abermals angenehmer: Der FDP-Magistrat liess sich mitsamt seiner Entourage vom Bundesratsjet direkt nach Bern befördern.
Die Unterschiede bei den Reisekosten sind eklatant. Widmer-Schlumpfs Washington-Trip schlägt mit 6186.90 Franken zu Buche. Schneider-Ammanns First-Flug kostete 11'826.50 Franken. Hinzu kommen mehrere Tausend Franken für den Bundesratsjet.
Ist der Bundesrat ein Zweiklassengremium? Hier Business-Klasse und Linienflüge, da First-Komfort und Privatjet.
Widmer-Schlumpf entscheidet sich offenbar wegen der Arbeit für die Business-Klasse. Sprecher Daniel Saameli: «Frau Widmer-Schlumpf legt grossen Wert darauf, gemeinsam mit ihrem Team zu fliegen.» Das biete ihr die Gelegenheit, während des Flugs aktuelle Fragen zu diskutieren.
Ganz ähnlich begründet das Wirtschaftsdepartement die First-Class-Flüge von Schneider-Ammann. Eine Sprecherin teilt mit, es sei üblich, dass die Mitglieder des Bundesrates die erste Klasse benützten. «Diese ermöglicht es den Bundesräten am besten, während des Flugs intensiv zu arbeiten – oft auch mit vertraulichen Unterlagen.»
Von Jetset-Magistraten kann trotzdem nicht die Rede sein. Das zeigt eine Auswertung von rund 250 Flügen (ohne Helikopter) aus dem Jahr 2013. Destinationen waren Paris, Rom, Brüssel, Frankfurt, Salzburg: Die meisten Bundesratsreisen fallen eher kurz aus.
Zu den populärsten Zielen zählte 2013 jedoch auch Peking. Fünf Bundesräte statteten Chinas Hauptstadt einen Besuch ab. Zum Vergleich: Washington wurde nur viermal angeflogen. Indien und Brasilien wurden gar nur einmal besucht.
Oft nehmen Bundesräte auch für Inlandreisen das Flugzeug: Doris Leuthard (CVP) etwa flog 2013 zweimal Bern–Genf–Bern. Die Strecke Bern–Lugano legte die Umweltministerin sogar sechsmal mit dem Bundesratsjet zurück. Ein Rekord, wobei diese Flüge teils im Rahmen grösserer Reisen stattfanden.
Der eifrigste Meilensammler schliesslich war 2013 Aussenminister Burkhalter. Nur ganz selten in die Luft ging Finanzministerin Widmer-Schlumpf.