«Es gibt eine Behandlung für die reichen Ausländer, die einen Zweitwohnsitz in Verbier wünschen. Und eine andere, strengere Behandlung für die Bewohner der Region.» So beschreibt der Architekt Léonard Bender das System von Bau-Filz, das über Jahre im Walliser Nobelskiort Verbier geherrscht hat. Dies berichtet «Le Temps».
Fünfzig Verstösse in 15 Bau-Dossiers
Enthüllt hatte die Bau-Affäre die Walliser Zeitung «Le Nouvelliste» im vergangenen Sommer. Daraufhin hat Architekt Bender im Auftrag der Gemeinde Bagnes, zu der Verbier gehört, fünfzehn Baudossiers untersucht, die von der Gemeinde bewilligt wurden. Fünfzig Verstösse hat er dabei festgestellt. Sechs Dossiers verletzten das Zweitwohnungsgesetz. Weitere sechs Fälle verstossen gegen die Lex Koller, die den Verkauf von Grundstücken an Ausländer verbietet. Teils wurde die erlaubte Baufläche um mehrere Hundert Quadratmeter überschritten.
Verantwortlich für den Bau-Skandal ist gemäss Gemeindepräsident Eloi Rossier einerseits die kommunale Bauordnung: Sie verbietet Schwimmbäder, Saunas und Kinosäle, die reiche Ausländer in die Kellergeschosse ihrer Chalets einbauen liessen. Andererseits sei das Bauamt personell unterdotiert gewesen. So habe sich die lokale Baubranche «gewisse Freiheiten aneignen» können, so Rossier gegenüber «Le Temps».
Der Baukommissions-Präsident baut mit
Auch Interessenkonflikte haben eine Rolle gespielt. Besonders aufmerksam beobachtet wird der Präsident der Baukommission, der zugleich lokaler Baulöwe ist. Seine Firma soll in mehreren rechtswidrigen Chalets Arbeiten ausgeführt haben. Sogar bei der Erstellung von unbewilligten Projektteilen sei sie beteiligt gewesen, schreibt «Le Temps»
Die Gemeinde Bagnes hält den Untersuchungsbericht von Architekt Bender vorerst unter Verschluss. Zunächst soll das lokale Parlament den Bericht zur Kenntnis nehmen.