FDP-Vizepräsident Christian Lüscher will Bundesrat werden. Er prüfe ernsthaft eine Kandidatur für die Nachfolge des abtretenden Didier Burkhlater, sagte der Genfer Nationalrat am Donnerstag im Westschweizer Fernsehen RTS.
Ob Lüscher es ernst damit meint, ist fraglich. Zweifelhaft ist jedoch vor allem, ob er ein geeigneter Kandidat wäre. Über Nehmerqualitäten, die es in diesem Amt zwingend braucht, scheint der Anwalt nämlich nicht zu verfügen. Auf ein kritisches Porträt im «Tagesanzeiger» reagierte er mehr als betupft.
«Ihre stinkende Brühe»
Im Austeilen ist er dafür umso besser: Dem Journalisten, der den Artikel verfasst hatte, schickte er eine Mail, die es in sich hatte. Journalist Christoph Lenz müsse ein «vie horrible» haben, schrieb Lüscher in der Mail, die in Sachen Stil und Furor an die Tweets von US-Präsident Donald Trump erinnert: «Sie wachen mit einem Hass gegen jene auf, die es geschafft haben, und rühren danach den ganzen Tag Ihre stinkende Brühe an. Sie sind eine Schande für den Journalismus.»
Der Unterschied: Während Trump seine Hasstiraden öffentlich twittert, macht es Lüscher lieber im verborgenen per E-Mail.
Nun, da der «Tagesanzeiger» die Mail in der heutigen Ausgabe öffentlich gemacht hat, dürften sich Lüschers Chancen auf eine Wahl verringert haben. Gross waren sie schon zuvor nicht. Eine nicht repräsentative Umfrage unter Parlamentariern ergab in der Mehrheit eine Antwort: «Unwählbar!» (sf)