«Ihr habt gezeigt, dass Frieden möglich ist. Es ist wie ein Wunder», sagte Berset zu den Bewohnerinnen und Bewohnern der Wiedereingliederungsraums in Dabeiba. Das habe eine grosse Bedeutung für die ganze Welt.
Nachdem die Guerilla-Organisation Farc 2016 mit der kolumbianischen Regierung einen Friedensvertrag abgeschlossen und die Kämpferinnen und Kämpfer die Waffen niedergelegt hatten, wurden in ländlichen Gebieten Kolumbiens 24 Wiedereingliederungsräume, sogenannten ETCR (Espacios de Capacitación y Reintegracion) geschaffen. Die ehemaligen Farc-Mitglieder sollten in diesen separierten Gebieten auf das zivile Leben vorbereitet werden. Die Schweiz begleitet diesen Friedensprozess.
Heute nennen sie sich «Firmantes de Paz», Friedensunterzeichner. Seit 2019 haben die ehemaligen Guerilla-Krieger die volle kolumbianische Staatsbürgerschaft und das Recht, sich niederzulassen, wo sie wollen. Ein Teil der rund 13'000 ehemaligen Kämpferinnen und Kämpfer ist bereits aus den Wiedereingliederungsprogrammen in Städte weggezogen. Viele blieben aber in den Wiedereingliederungsräumen.
Berset besuchte am Mittwoch das ETCR in Dabeiba, mitten im kolumbianischen Regenwald. Auf einer Fläche von 16 Hektaren leben über 100 ehemalige Farc-Mitglieder. Die «Firmantes de Paz» versuchen dort, ihr ziviles Leben auf die Beine zu Stellen. Es sind Menschen, die jahrzehntelang im Untergrund gelebt haben und kein anderes Leben kannten als das des Guerilleros. Einige von ihnen waren bereits im Alter von 15 Jahren als Kämpfer aktiv, wie sie im Gespräch mit Keystone-SDA erzählten.
Heute bestreiten viele der Bewohnerinnen und Bewohner des ETCR ihren Lebensunterhalt als Kleinbauern - mit Kakaoanbau oder der Haltung von Hühnern. Auch einige Kühe leben im Wiedereingliederungsraum. Zudem gibt es eine Näherei, einige Geschäfte, ein Restaurant und einen Schnell-Imbiss.
Ausserdem versuchen sich die ehemaligen Farc-Kämpferinnen und Kämpfer im Tourismus. Im ETCR gibt es ein Hotel. Ab und zu kämen auch Touristen, erzählte ein Bewohner im Gespräch mit Keystone-SDA. Die Programme sind gut angelaufen, hiess es von den Bewohnerinnen und Bewohnern. Die Hoffnungen und der Glaube an ein Leben in Frieden sind gross.
Trotz vieler Fortschritte gestaltet sich der Weg ins zivile Leben für viele ehemalige Farc-Mitglieder aber schwierig. Der Erwerb von Land für die langfristige Etablierung läuft schleppend. Damit fehlt vielen der «Firmantes de Paz» die Grundlage dafür, ihren Lebensunterhalt bestreiten zu können.
Zudem ist die Sicherheitslage in den Wiedereingliederungsräumen mitunter prekär. Seit 2016 wurden über 350 ehemalige Kämpferinnen und Kämpfer ermordet. Ein Teil davon als Zufallsopfer von anhaltenden Konflikten zwischen bewaffneten Gruppen in diesen Regionen, andere wegen ihrer Vergangenheit als Guerilleros, oder wegen Informationen, über die sie infolgedessen verfügen. Teilweise war deshalb eine Umsiedlung notwendig.
(SDA)