Ein wegweisender Beschluss für das Land – und eine grosse Erleichterung für einen Mann: Finanzminister Yanis Varoufakis (54) darf seinen Arm behalten. Vor der Abstimmung hatte der linke Politiker, der die europäischen Partner noch am Wochenende als «Terroristen» verunglimpfte, nämlich angekündigt: «Ich würde mir lieber den Arm abschneiden, als einer Vereinbarung ohne Schuldenerlass zuzustimmen.»
Glück gehabt, Herr Varoufakis! Ihr Arm, inklusive Stinkefinger, bleibt dran.
Glück gehabt hat auch Alexis Tsipras (40). Im Hals über Kopf angesetzten Referendum sind die Griechen gestern den Empfehlungen ihres jungen Premierministers gefolgt. Und zwar deutlicher als erwartet. Laut den ersten Hochrechnungen haben 61 Prozent der Stimmenden Nein gesagt. Bei einem Ja wäre Tsipras zurückgetreten.
Die Stimmbeteiligung lag bei knapp 58 Prozent. 40 Prozent waren nötig, damit das Ergebnis gültig ist. Noch während die Auszählung lief, kündigte die Regierung an, möglichst schnell eine neue Lösung mit den Geldgebern zu suchen.
Vor Freude über das Resultat gingen am Abend viele Leute auf die Strasse. Sie schwenkten griechische Fahnen und hielten «Oxi»-Schilder in die Höhe.
Die konsternierten Gläubiger haben für heute Krisensitzungen angesagt: Die deutsche Bundeskanzlerin Angela Merkel (60) trifft den französischen Präsidenten François Hollande (60) in Paris, die Europäische Zentralbank lädt ihre Räte zur Telefonkonferenz, die Finanzstaatssekretäre der Euroländer besprechen sich in Brüssel.
Turbulent wird es nach der Abstimmung heute an den Aktienmärkten zu und her gehen. Das Nein wird zumindest kurzfristig für Verluste sorgen. Danach, so sind sich die Experten einig, dürften die Kurse an den Börsen bald wieder nach oben zeigen. «Die Turbulenzen rund um Griechenland werden von den Investoren mittlerweile erduldet», sagt Fintool-Finanzexperte Erwin Heri (61). Anleger gehen laut Heri davon aus, dass es zu einer Einigung kommt. «Zudem macht Griechenland gerade mal zwei Prozent des Bruttoinlandprodukts der EU aus», sagt er.