Das Internet stellt jeden Wirtschaftszweig vor neue Herausforderungen. Immer stärker bekommt das auch der Tourismus zu spüren: Die Vermietungsplattform Airbnb gewinnt laufend an Bedeutung.
Wer seine Wohnung eine Weile nicht braucht, kann sie via Internet so schnell und einfach weitervermieten. Airbnb kassiert natürlich mit und macht so weltweit ein Milliardengeschäft – für den Kunden ist diese Form der Unterbringung oft verhältnismässig günstig.
Dennoch wird die Plattform zum Politikum. Der Ständerat diskutierte heute eine schwammig formulierte Standesinitiative des Kanton Wallis. Ihr Ziel: Die nationale Politik muss dafür sorgen, dass Hotels und Airbnb-Vermieter ähnliche Voraussetzungen haben
Der Walliser Volkswirtschaftsdirektor Jean-Michel Cina erklärt BLICK: «Die Hotellerie in den Bergregionen, im Wallis ganz speziell, befindet sich in einer extrem schwierigen Situation.»
Cina: Airbnb-Gäste «sehr wilkommen», aber..
Der starke Franken halte nämlich In- und Ausländer von der Schweiz als Ferienland fern, sagt er. «In Orten, wo die Zweitwohnungen als Hauptmodell gelten, kann Airbnb eine Option sein», findet er. Denn dadurch kämen zusätzliche Gäste in seinen Kanton, die «sehr wilkommen» seien.
Die Entwicklung lasse sich nicht aufhalten, deshalb sei es aber «wichtig, dass alle Anbieter der Beherbergung über gleich lange Spiesse verfügen». Das sei heute nicht so, weil Hotels «deutlich höhere Anforderungen» zu erfüllen hätten.
Tatsächlich verfolgt die Schweizer Hotellerie das Wachstum des Beherbergungsgiganten misstrauisch.
Hotellerie spricht von «unlauterem Wettbewerb»
Zwar habe man nicht grundsätzlich etwas gegen solche Angebote, sagt Christophe Hans, Leiter Wirtschaftspolitik bei Hotelleriesuisse. Problematisch sei aber, «dass immer mehr Profis am Werk sind».
In der Schweiz wird jedes fünfte vermietete Objekt durch professionelle Händler betreut und es würden immer mehr, klagt Hans. Für die Hotellerie «tendiert die Situation zum unlauteren Wettbewerb», moniert er.
Gegenüber Plattformanbietern sei die Branche nämlich mit «sehr vielen Vorschriften konfrontiert, die die Preise in die Höhe treiben». Als Beispiele nennt er die Meldepflicht für Gäste, Hygiene- und Brandschutzvorschriften oder der Arbeitsschutz für Mitarbeitende.
«Deregulierung, wo sie möglich ist»
Deshalb brauche es nun «Lösungen auf Gesetzesebene». Allenthalben müsse «Bürokratie abgebaut» werden. «Das bedeutet Deregulierung, wo sie möglich ist», so Hans.
Für die Handhabung von finanziellen Abgaben wie Kurtaxen sollte dazu « eine Grundlage geschaffen werden in der Form, dass AirBnB diese direkt vom Kunden einkassiert und der zuständigen Behörde weiterleitet», so die Hotelleriesuisse-Forderung.
Ständeräte wollen handeln
So konkret wollte der Ständerat heute nicht werden. Er lehnte die schlecht formulierte Walliser Initiative ab, doch die Wirtschaftskommission werde bis im Sommer ein Postulat erarbeiten, das sich der Problematik annimmt, versprach FDP-Ständerätin Karin Keller-Sutter
Die Branchenorganisation ist damit erstmal zufrieden. Und auch für Jean-Michel Cina ist klar: «Ich will mich nicht in Details verlieren, aber in diesem Bereich gibt es Handlungsbedarf. Wettbewerbsbedingungen müssen für alle gleich sein.»