Morgens eine Stunde eher hell – oder lieber abends eine Stunde länger? Für SVP-Nationalrätin Yvette Estermann und Bergbauer Armin Capaul ist die Antwort klar: Sie bevorzugen die Winterzeit, also wenn es morgens früher hell wird. Die beiden fordern mit einer Volksinitiative, dass die Schweiz die Zeitumstellung abschafft und in der Schweiz künftig ewige Winterzeit herrscht.
Zeitumstellung bringe Hormonsystem durcheinander
Anfang Woche wurde die Initiative rein formell – nämlich mit der Veröffentlichung im Bundesblatt – lanciert. Der Startschuss für die Unterschriftensammlung fiel heute auf der Heimwehfluh oberhalb von Interlaken.
«Die Zeitumstellung bringt meine innere Uhr durcheinander», sagt Capaul, der mit seiner Hornkuh-Initiative schweizweit bekannt wurde. Auch für Bauernhöfe funktioniere die Sommerzeit nicht - man könne nicht früher heuen, wenn Schatten oder Tau auf einer Wiese liege. Estermann führte zudem das Hormonsystem ins Feld, das durch Hell und Dunkel beeinflusst werde.
Schweiz will sich anpassen
Die Hauptforderung der Initianten wird wohl auch ohne deren Zutun bald erfüllt. Das EU-Parlament hat sich vergangenen Monat für die Abschaffung der Zeitumstellung ausgesprochen. Findet der Plan die Zustimmung der Mitgliedstaaten, könnten die Uhren im Oktober 2021 ein letztes Mal umgestellt werden. Den einzelnen Ländern soll es aber freigestellt sein, ob sie die Sommer- oder die Winterzeit – auch Normalzeit genannt – beibehalten wollen. In der EU-Umfrage hatte sich eine grosse Mehrheit für eine dauerhafte Sommerzeit ausgesprochen.
Das Eidgenössische Institut für Metrologie (Metas) teilte nach dem Entscheid des EU-Parlaments mit, die Schweiz verfolge die Entwicklung in den Nachbarländern und werde sorgfältig prüfen, ob eine allfällige Anpassung der Zeitregelung sinnvoll und im Interesse der Schweiz sei.
Zeitinsel Schweiz sei kein Problem
Bauer Capaul sagt, mit der Initiative könne man den EU-Staaten «helfen, dass sie sich richtig entscheiden». Dass die Schweiz zur Zeitinsel werden könnte, ist für die Initianten kein Argument. Schliesslich sei man sich, schrieb Estermann in der Begründung einer Motion aus dem Jahr 2016, in der heutigen globalisierten Welt Zeitumstellungen gewöhnt. (SDA/lha)