Hodler-Gemälde wurde von Nazis zwangsversteigert
Besitzt Blocher Raubkunst?

Christoph Blocher besitzt das Gemälde «Ferner Klang» von Ferdinand Hodler. Ein Exemplar dieses Bildes wurde 1938 zwangsversteigert. Handelt es sich bei Blochers Gemälde um verschollene Raubkunst?
Publiziert: 14.10.2015 um 22:50 Uhr
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Aktualisiert: 30.09.2018 um 22:52 Uhr

Christoph Blocher (75, SVP) soll im Besitz von Raubkunst sein! Das schreibt die «Wochenzeitung» in ihrer heutigen Ausgabe. Es geht um das Bild «Ferner Klang» von Ferdinand Hodler, das auch als «Lied aus der Ferne» betitelt wird.

Das Gemälde gehörte eins dem jüdischen Industriellen Max Meirowsky. Im Jahre 1938, kurz nach den Novemberpogromen, kommt seine Kunstsammlung unter den Hammer. Es geht für 2800 Reichsmark weg.

In der Datenbank «Lost Art» wird nach eben diesem Werk gesucht: eine tanzende Frau im blauen Kleid.

Jetzt sei das Bild bei Christoph Blocher aufgetaucht, schreibt die «WoZ». Der SVP-Mann bestätigt: «Wir haben vor Jahren eine solche Hodler-Variante durch Vermittlung einer namhaften Kunstgalerie erworben, nachdem dieses Bild in öffentlichen Ausstellungen – zum Zeitpunkt des Erwerbs in einem deutschen Museum – gezeigt wurde.»

Blocher spricht von einer Variante. Denn Hodler hat das Sujet in der Zeit zwischen 1907 und 1917 mehrmals gemalt. Handelt es sich bei Blochers Gemälde also wirklich um das 1938 versteigerte?

Laut dem Hodler-Spezialisten Paul Müller gibt es drei Varianten. Ein Bild befindet sich im Kunsthaus, eins im Musée d'art et d'histoire in Genf und eines in Privatbesitz. «Beim gesuchten Exemplar kann es sich nur um dasjenige in Privatbesitz handeln», zitiert die «Woz» Müller. Doch wer der Besitzer sein soll, weiss der Experte nicht.

Die Bona-Terra-Stiftung verwaltet das Erbe von Max Meirkowsky. Die Berliner Anwältin Imke Gielen will nun Blocher anschreiben und nach «Möglichkeiten für eine faire und gerechte Lösung» suchen.

Und auch Blocher will die Sache klären. Die Raubkunst-Vorwürfe waren ihm bereits bekannt. Viele Jahre nach dem Kauf des Bildes, hätte eine Drittperson ihn über die angebliche Raubkunst informiert. Damals war das absolut neu für Blocher. (kab)

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