Hockeyverband nutzt WM-Finale für Abstimmungswerbung
«Das ist billige Polit-Propaganda!»

Der Kampf ums neue Geldspielgesetz hat die Sportwelt erreicht. Der Eishockeyverband wirbt am WM-Final für ein Ja zum Gesetz. Gegnern stösst das sauer auf.
Publiziert: 23.05.2018 um 13:24 Uhr
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Aktualisiert: 13.09.2018 um 05:53 Uhr
Mit diesem Post wirbt der Eishockeyverband für ein Ja zum Geldspielgesetz.
Foto: Screenshot Facebook
Florian Wicki

Der Kampf um das neue Geldspielgesetz kommt in die Endphase. Am 10. Juni entscheidet das Schweizer Stimmvolk, ob es dem Bundesrat folgen und das Gesetz annehmen will. Befürworter wie Gegner schenken sich nichts und mobilisieren um die Wette.

Da müssen auch schon mal sportliche Grossanlässe für die Politwerbung hinhalten, wie der Facebook-Post des Schweizerischen Eishockeyverbands vom letzten Sonntag schön illustriert:

«Wir habens geschafft und spielen heute um Gold. Auf diesem Weg haben uns unter anderem die Gelder aus dem Lotteriefonds und der Sport-Toto-Gesellschaft unterstützt. Vielen Dank an dieser Stelle!» Der Eintrag war mit einem Verweis auf die Webseite des Ja-Komitees verbunden.

Gegnern wie zum Beispiel Luzian Franzini, Co-Präsident der Jungen Grünen Schweiz, stösst das sauer auf.
Foto: PETER SCHNEIDER

Für «billige Polit-Propaganda» missbraucht

Für Luzian Franzini (22), Co-Präsident der Jungen Grünen Schweiz, geht das zu weit: «Der Post des Eishockeyverbands suggeriert, dass ein solches Ereignis ohne Gelder des Lotteriefonds nicht stattgefunden hätte.» Schaue man die letzten Jahre an, seien die Erträge aus diesem stabil geblieben.

Damit ändere sich weder bei einer Annahme noch bei einer Ablehnung des Geldspielgesetzes etwas. Auch bei einem Nein am 10. Juni fliesse Geld in Sport und Kultur. Franzini ruft aus: «Es ist eine Frechheit, dass ein derart wichtiger Anlass für billige Polit-Propaganda missbraucht und mit Falschaussagen vermischt wird.»

Für den Verband hingegen ist die Einmischung in den Wahlkampf selbstverständlich: «Wir werden von der Sport-Toto-Gesellschaft pro Jahr mit mehr als 2,5 Millionen Franken unterstützt. Das Geld ist zweckbestimmt für die Nachwuchsförderung sowie zur Aus- und Weiterbildung der Trainer und Schiedsrichter einzusetzen.» Daher ist für sie klar: «Swiss Ice Hockey unterstützt das neue Geldspielgesetz.»

Erträge würden sich massiv reduzieren

Es sei falsch, dass der Sport von einem Nein am 10. Juni nicht betroffen ist, so der Verband: «Bereits heute fliessen pro Jahr mindestens 250 Millionen Franken an ausländische Online-Geldspielanbieter, deren Angebot in der Schweiz illegal ist.» Der Online-Geldspiel-Markt erhöhe sich um 15 Prozent pro Jahr, und die Lotterie-Erträge würden sich aufgrund der zunehmenden Online-Konkurrenz aus dem Ausland mittelfristig massiv reduzieren.

«Als Swiss Ice Hockey ist es unsere Aufgabe, uns für die Interessen des Eishockeysports einzusetzen.» Der Verband sei durch die Abstimmung über das Geldspielgesetz direkt betroffen: «Die Förderung des Nachwuchssports im bisherigen Umfang wäre massiv gefährdet.»

Alle Abstimmungen auf einen Blick

Die Schweiz stimmt wieder ab: Erklärungen zu allen Initiativen, aktuelle News und prominente Stimmen zum Thema finden Sie hier.

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