Die Änderung des Jagdgesetzes ist heute das grosse Thema im Nationalrat. Die höchst umstrittene Vorlage führte bereits im Ständerat zu heftigen Streitereien: Für Tier- und Naturschützer war schon der Entwurf des Bundesrats ein Blankoscheck, um Wildtiere zu schiessen. Noch immer zu restriktiv waren die Regeln hingegen den Bürgerlichen sowie den Parlamentariern aus den Bergkantonen.
Sie forderten weitere Lockerungen – und hatten Erfolg: Künftig soll es möglich sein, geschützte Tiere wie Bären, Wölfe und Luchse einfacher zum Abschuss freizugeben. So soll etwa die bisherige Pflicht abgeschafft werden, Massnahmen zum Schutz von Viehherden zu ergreifen. Zudem dürfte der Kanton nicht nur wie bisher den Abschuss einzelner Tiere, sondern die Dezimierung ganzer Bestände erlauben können.
«Wölfe könnten künftig präventiv erschossen werden»
Das stösst auf heftigen Widerstand. «Dieses Gesetz ist eine Abschussliste für geschützte Tiere», kritisiert Grünen-Nationalrat Bastien Girod (38): «Ob Wölfe, Bären, Luchse oder Biber: Sie alle könnten künftig präventiv erschossen werden. Der Bundesrat kann mit diesen Gesetzesänderungen geschützte Tiere zum Abschuss freigeben. Dabei sind gerade Raubtiere gut für das Ökosystem: Wo Wölfe leben, ist der Wald gesund, denn der Wolf reguliert die Rehpopulation.»
Der Walliser SVP-Nationalrat Franz Ruppen (48) ist da ganz anderer Meinung: «Das Jagdgesetz will nicht alles zum Abschuss freigeben. Das ist eine populistische Behauptung! Bevor geschützte Tiere erlegt werden können, müssen die Voraussetzungen gegeben sein. Der Bestand der Population etwa darf nicht gefährdet werden.»
Der Walliser kämpft in der Grossen Kammer gar für eine weitere Lockerung: «Wenn wir jetzt nichts unternehmen, nimmt die Population der Raubtiere überhand.» Es sei Fakt, dass die Probleme und Schäden mit Wolf und Co. zunehmen und bereits im Mittelland angekommen seien. «Insbesondere Wölfe vermehren und verbreiten sich im Moment massiv, das ist gefährlich für Mensch und Landwirtschaft!»
Bereits mit Referendum gedroht
«Das sind Märchen», kontert Girod. «Die geschützten Raubtiere wollen dem Menschen nichts anhaben, es gibt kaum Vorfälle mit Wölfen, Bären und Luchsen. Die Jäger wollen einfach selbst möglichst viele Rehe erlegen.»
Alles ist angerichtet für eine hitzige Debatte. Eine Diskussion, in der das Volk das letzte Wort haben dürfte. Denn Girod kündigt bereits das Referendum am, sollte das Gesetz nicht zurückgezogen werden. Auch verschiedene Umwelt- und Tierschutzorganisationen haben bereits mit Widerstand gedroht.