Der Stadtpräsident in Luzern kommt erstmals aus der SP. Im zweiten Wahlgang stimmten 12'650 Luzernerinnen und Luzerner für Beat Züsli. Der 53-jährige Architekt und Energieingenieur politisierte bisher im städtischen und kantonalen Parlament. Die Wahl in die Stadtregierung hatte Züsli schon im ersten Wahlgang geschafft.
Bitter ist das Resultat für den bisherigen Stadtpräsident Stefan Roth (CVP), der nur 9388 Stimmen machte. Züsli hatte bereits im ersten Wahlgang vom 1. Mai besser abgeschnitten als Roth, das damals notwendige absolute Mehr für das Präsidium aber verpasst.
Im zweiten Wahlgang schaffte Roth, der seit sechs Jahren Finanzdirektor ist, immerhin die Wiederwahl in den Stadtrat. Er musste sich dann aber auch noch mit 10'563 Stimmen von der grünliberalen Baudirektorin Manuela Jost geschlagen geben, die auf 14'182 Stimmen kam. Es war ihr Sitz, der im Vorfeld als Wackelmandat eingestuft worden war.
Die CVP zeigte sich in einer Mitteilung enttäuscht. Die engagierte Arbeit und der immense Einsatz von Roth sei nicht honoriert worden. Erklären kann sich die Partei den Wahlausgang nicht. Das Resultat werde in den nächsten Wochen analysiert.
Dafür hat Maurus Zeier, FDP-Exponent und ehemaliger Präsident der Jungfreisinnigen Schweiz, schon Erklärungen: «Die CVP hat den bürgerlichen Schulterschluss mit FDP und SVP abgelehnt. Dies hat die Bürgerlichen entscheidend geschwächt.» Der Schulterschluss kam erst im 2. Wahlgang zustande. Laut Zeier war es dann aber schon zu spät. Er hofft, dass das gestrige Wahlresultat keine links-grüne Trendwende bedeutet, sondern nur ein kurzes Intermezzo. Zeier fordert: «Die Bürgerlichen müssen wieder stärker zusammenarbeiten und für eine verständliche und verlässliche Politik sorgen.»
Nicht so überraschend, sieht das David Roth ganz anders. Der Präsident der SP Kanton Luzern und Stadtluzerner, ebenfalls ehemaliger Präsident der Schweizerischen Jungpartei, sagt: «Die Wahl ist die Quittung für den verfehlte Tiefsteuerpolitik auf Kantonsebene und die Abwahl der SP aus der Kantonsregierung.» Beides sei von den rechtskonservativen Zünften und dem Gewerbeverband orchestriert worden.
Kein Wunder, so Roth, dass das nun Folgen hatte. Und er reibt Salz in die Wunden der Bürgerlichen: «Das Resultat kam letztlich auch dank vielen bürgerlichen Wählern zustande, die genug hatten von den Spielen der Zünfte und sich nicht weiter den politischen Kurs diktieren lassen wollen.»
Insbesondere die Stadt Luzern sei von den drastischen Spareinschnitten, die Folge der tiefen Steuern seien, überdurchschnittlich betroffen. Genau das bestreitet Zeier: «Ich glaube nicht, dass die Sparpolitik einen grossen Einfluss hatte.»