Letzten Mittwoch Abend um 21 Uhr. Die Kantonspolizei Zürich rückt aus, um im Zürcher Oberländer Städtchen Hinwil eine Gruppe von Jugendlichen zu kontrollieren. Grund: «Es kam in letzter Zeit rund um den Jugendtreff der reformierten Kirche zu Sachbeschädigungen», sagt Sprecherin Cornelia Schuoler von der Kantonspolizei Zürich.
Mit in der Gruppe ist der Sohn von SVP-Bundesrat Ueli Maurer. Als er die Beamten sieht, will er fliehen. «Ein Jugendlicher versuchte sich der Kontrolle zu entziehen. Wir fanden bei ihm eine kleine Menge Cannabis», so Schuoler. Weil er sich gegen die Polizeikontrolle wehrt, wird Maurers Filius sogar verhaftet. «Nach der polizeilichen Sachbearbeitung haben wir ihn in die elterliche Obhut entlassen», so Schuoler. Er muss sich wegen Behinderung einer Amtshandlung und für Betäubungsmittelkonsum verantworten.
Dummer Zufall
Die Hinwiler nehmen den Sohn des Magistraten aber in Schutz: «Ich weiss, dass er gelegentlich kifft. Aber nicht oft», sagt Michi Ulrich (15), ein Bekannter von ihm. «Es ist ein blöder Zufall, dass es gerade ihn getroffen hat», sagt er. «Er ist nicht einer, der jeden Tag mit Joint zu sehen ist. Ich mache mir Sorgen, dass ihm das jetzt die Karriere kaputt macht.»
Keine Vorgeschichte
Bis jetzt ist Maurers Sohn auch in dem Jugendtreff, wo die Polizei ihn erwischte, nie negativ aufgefallen. «Bei uns ist Drogenkonsum streng verboten», sagt Diakon Dirk Andexel (48). «Den betroffenen jungen Mann musste ich noch nie zurechtweisen. Er ist regelmässig bei uns verkehrt. Ich habe ihn nie beim Kiffen erwischt.»
Kein Kommentar
Bundesrat Ueli Maurer selbst will zum Fall nichts sagen. «Das ist eine Privatangelegenheit», lässt er via seinen Sprecher ausrichten. SVP-Nationalrätin Andrea Geissbühler (37), Co-Präsidentin des Dachverbands Drogenabstinenz Schweiz, reagiert nüchtern: «Der Fall ist nicht gravierender als bei jedem anderen Jugendlichen. Wichtig ist, dass die Eltern informiert werden, wenn die Polizei einen Jugendlichen mit Cannabis erwischt. So dass es ihnen möglich ist, mit ihrem Kind über die Problematik und die Ursachen für den Cannabis-Konsum zu sprechen und nach Lösungen zu suchen.»
Auch für Ueli Maurers Karriere sieht Geissbühler keine Gefahr: «Ich glaube nicht, dass es für das Bundesratsamt von Ueli Maurer eine Rolle spielt. Seine Frau war ja zu Hause – insofern war immer jemand für die Kinder da. Und ab einem gewissen Alter hat der Kollegenkreis viel mehr Einfluss auf die Jugendlichen als die Familie.»