Im Vorfeld war insbesondere ungewiss, wie stark die Partei noch hinter Mario Fehr steht: Insbesondere die Juso sowie Teile der Stadtzürcher SP hatten ihm in den vergangenen Jahren immer wieder vorgeworfen, rechtsbürgerliche Positionen zu vertreten.
Der Sicherheitsdirektor nütze seinen Spielraum nicht zugunsten von Asylbewerbern aus, kritisierte denn auch ein Delegierter. Auch die SP-Geschäftsleitung der Stadt Zürich wollte Mario Fehr das Vertrauen nicht mehr aussprechen: Es sei zwar klar, dass Fehr nicht zaubern könne, doch hätte sich die Stadtpartei von ihm mehr Support in verschiedenen Dossiers erhofft. Bei einer neuerlichen Nomination komme es zu Parteiaustritten, befürchtete die Stadtpartei.
Es überwiegt das Gute
Für die Mehrheit gehören aber beide Fehrs in die Partei: Zwar seien ihr beide auch schon gehörig auf den Keks gegangen, meinte eine Delegierte. «Aber für mich überwiegt das Gute - sowohl Jacqueline als auch Mario sind einflussreich in der siebenköpfigen bürgerlichen Regierung.» Die Partei sei breit aufgestellt, unter diesem Dach fänden beide Fehrs ein Zuhause, sagte ein weiterer Delegierter.
Fehr sei kein Hardliner, meinte Kantonsrat Davide Loss. Zudem sei es wichtig, dass die Partei ihre Doppelvertretung in der Regierung behalte und diese nicht leichtfertig aufs Spiel setze, gab Kantonsrat Benedikt Gschwind zu Bedenken.
Am Ende sprach erwartungsgemäss eine Mehrheit der SP ihrem Sicherheitsdirektor das Vertrauen aus - mit 102 von 178 möglichen Stimmen. Der 59-Jährige hatte zu Beginn der Veranstaltung unter anderem seine Asyl-Politik erläutert: Dass im Kanton Zürich die Rechtsaussen-Parteien nicht gewinnen würden, führte er dabei darauf zurück, dass die Bevölkerung wegen der klaren Linie Vertrauen in die Behörden hätten.
Fehr weist Kritik zurück
Und am Ende wies er die pauschale Kritik in einer engagierten Replik zurück: Er habe nicht nichts gemacht, sagte Fehr. So habe er etwa die Dossiers von abgewiesenen Asylbewerbern auf Härtefälle prüfen lassen. Möglicherweise seien auch die Erwartungen der Parteibasis zu hoch: Er sei mit Jacqueline in der Regierung in der Minderheit.
Unbestritten war die erneute Kandidatur von Jacqueline Fehr, die 2015 den Sprung in die Regierung schaffte und seither als Justizdirektorin amtet. Die 54-Jährige erhielt 167 der 178 Stimmen. Sie habe noch nicht genug, sie wolle den Kanton Zürich weiter voranbringen, sagte sie an der Delegiertenversammlung.
Wird Markus Kägi antreten?
Die SP wird die beiden Regierungsräte am 1. Oktober offiziell nominieren. Die Wahlen für die sieben Sitze im Zürcher Regierungsrat finden im kommenden Frühling statt. Von den bisherigen Mitgliedern hat bislang einzig Gesundheitsdirektor Thomas Heiniger (FDP) seinen Verzicht für eine Wiederkandidatur angekündigt.
Offen ist noch, ob Baudirektor Markus Kägi (SVP) erneut antreten wird. Die weiteren Mitglieder - Finanzdirektor Ernst Stocker (SVP), Volkswirtschaftsdirektorin Carmen Walker Späh (FDP) und Bildungsdirektorin Silvia Steiner (CVP) - wollen, wie die beiden SP-Regierungsräte, eine weitere Legislatur anhängen.
Die Grünen sowie die Grünliberalen, die heute in der Zürcher Regierung nicht vertreten sind, dürften ebenfalls ins Rennen steigen. (SDA)