1/7
Weiter mit den Lockerungen – oder zuwarten? Gesundheitsminister Alain Berset liess sich nicht in die Karten blicken.
Foto: Keystone
Gianna Blum und Lea Hartmann
12 Gründe, warum wir mehr Risiken eingehen können
- Der anstehende Lockerungsschritt ist überschaubar. Mit strengen Schutzkonzepten können wir uns die Öffnung von Restaurant-Terrassen und weitere vorsichtige Öffnungen leisten.
- Die Wirtschaft braucht eine Perspektive. Auch wenn die Hilfsgelder einiges abfedern können: Die Schliessungen und Einschränkungen gehen an die Substanz der Unternehmen.
- Der Teil-Lockdown kostet Milliarden Franken. Bund und Kantone häufen Schulden an, die der Steuerzahler über Jahrzehnte wieder abtragen muss.
- Wir sind coronamüde. Die Einschränkungen belasten die psychische Gesundheit. Als soziale Wesen brauchen wir wieder mehr Freiheiten.
- Die Impfkampagne schreitet voran: Die am meisten betroffenen Risikogruppen wie schwer chronisch Kranke und Senioren über 75 sind grossteils geimpft, demnächst folgen die über 65-Jährigen. Damit können wir ein grösseres Risiko eingehen.
- Die Kantone haben aufgerüstet und versichern, sie können die Nachverfolgung der Infektionen mittels Contact Tracing sicherstellen. Grössere Ausbrüche sollte es so nicht mehr geben.
- Der Ausnahmezustand kann kein Dauerzustand sein. Wir müssen mit dem Virus leben lernen. Denn es wird nicht verschwinden.
- Der überwiegende Teil der Bevölkerung hält sich stets an die Corona-Regeln. Jetzt sollte der Bundesrat das honorieren und zeigen, dass er Vertrauen hat in uns. Damit erhöht er selbst auch das Vertrauen in die Regierung.
- Das aktuelle System ist widersprüchlich: In Hotelrestaurants etwa wird seit Monaten getrunken und gegessen – besonders viele Corona-Fälle gab es deswegen aber nicht. Warum sollte das mit geeigneten Schutzkonzepten in normalen Restaurants anders sein?
- Der Frühling steht vor der Tür. Vor zehn Monaten verwies die Taskforce auf eine Studie, wonach sich das Übertragungsrisiko in der warmen Jahreszeit um 10 bis 15 Prozent verringert. Zudem verlagern sich viele Aktivitäten nach draussen, wo die Ansteckungsgefahr geringer ist.
- In diesen Tagen startet die Test-Offensive mit Gratis-Schnelltests für alle. Im April sollen zudem die Selbsttests für zu Hause kommen – ebenfalls gratis. Spätestens dann werden alle viel öfter getestet. Ansteckungsketten werden unterbrochen. Das gibt mehr Sicherheit.
- Mit seinen Öffnungsplänen hat uns der Bundesrat eine Perspektive gegeben und glaubhaft gemacht, dass er die Schweiz aus dem Lockdown führen will. Jetzt wieder von diesen Plänen abzurücken, würde ihn unglaubwürdig machen.
12 Gründe, warum wir vorsichtig bleiben sollten
- Die Fallzahlen steigen wieder – wie weit und wie schnell, ist nicht abzusehen. Gemäss Taskforce verbreitet sich das Virus exponentiell.
- Eine Öffnung käme zum jetzigen Zeitpunkt zu früh. Noch wissen die Experten nicht genau, welche Auswirkungen der erste Öffnungsschritt vom 1. März hatte.
- Drei der vier Richtwerte, die der Bundesrat als Voraussetzung für weitere Lockerungen definiert hat, sind nicht erfüllt.
- Die Mutantenviren sind auf dem Vormarsch. Die britische Variante ist nicht nur ansteckender, sondern wohl auch tödlicher. In der Bretagne wurde nun eine neue Variation entdeckt, die nicht mal durch einen PCR-Test gefunden werden kann. Das dürfte zu einem weiteren Problem werden.
- Die Prognose der Taskforce für die kommenden Wochen ist schlecht: Die Experten sagen weiter steigende Zahlen voraus. Und in der Vergangenheit lagen sie meistens richtig.
- Die Wirtschaft hat nichts davon, wenn sie in wenigen Wochen bereits wieder schliessen muss. Im Gegenteil: Ein Jo-Jo-Effekt wäre sogar schädlicher, ist die Taskforce überzeugt.
- Schauen wir ins Ausland: Bei unseren Nachbarn ist die dritte Welle schon angekommen. Italien ist wieder im Lockdown, in Frankreich sind die Intensivstationen voll.
- Die Impfkampagne kommt zu langsam voran. Ob die optimistischen Impf-Pläne des Bundesrats Realität werden, steht in den Sternen. Wir sollten warten, bis ein grösserer Teil der Risikogruppen geimpft ist. Sonst könnte die dritte Welle uns voll erwischen.
- Das Gesundheitspersonal arbeitet seit einem Jahr unter Ausnahmebedingungen. Noch sind die Spitalkapazitäten vorhanden, doch mit dem Anstieg der Fallzahlen wird auch die Zahl der Hospitalisierungen steigen.
- Die Osterfeiertage stehen vor der Tür – Familien werden sich treffen, viele Ausflügler unterwegs sein. Die ohnehin steigende Mobilität sollte man nicht noch weiter erhöhen.
- So klein sind die Lockerungen eben nicht – im Gespräch ist auch, Veranstaltungen draussen mit 150 und drinnen mit 50 Personen zuzulassen. Das wäre in der aktuellen Situation gefährlich.
- Der Bundesrat wollte immer erst einen Monat bis zum nächsten Öffnungsschritt zuwarten. Bei wieder steigenden Fallzahlen plötzlich schneller voranzugehen, macht keinen Sinn.
Externe Inhalte
Möchtest du diesen ergänzenden Inhalt (Tweet, Instagram etc.) sehen? Falls du damit einverstanden bist, dass Cookies gesetzt und dadurch Daten an externe Anbieter übermittelt werden, kannst du alle Cookies zulassen und externe Inhalte direkt anzeigen lassen.