Die Treffen zwischen Michael Lauber und Gianni Infantino liessen aufhorchen. Zweimal trafen sich der Bundesanwalt und der Fifa-Boss im Frühjahr 2016 im geheim zum Austausch – das, während Laubers Behörde zahlreiche Verfahren gegen Fifa-Funktionäre führt.
Solche Treffen seien wichtig, gerade bei so komplexen Verfahren, rechtfertigte Lauber die geheimen Meetings nach deren Bekanntwerden an einer Medienkonferenz vergangenen November. Nach der Wahl Infantinos zum Fifa-Chef habe er sich in einem ersten Gespräch im Hotel Schweizerhof in Bern versichern wollen, ob die Bundesanwaltschaft auch weiterhin auf die Kooperationsbeereitschaft des Weltfussballverbands zählen könne, so die Begründung Laubers. Das zweite Treffen in einem Restaurant am Zürcher Hauptbahnhof habe der Präzisierung der Kooperation gedient. Dieses zweite Treffen sei «abschliessend» gewesen, sagte der ins Kreuzfeuer der Kritik geratene Bundesanwalt damals. Er beteuerte zudem, zu mehr als diesen zwei Treffen sei es «auf Stufe Bundesanwalt» nie gekommen.
Jugendfreund Infantinos fädelte Treffen ein
Doch das stimmt nicht. Wie jetzt herauskommt, gab es ein drittes Geheimtreffen zwischen Lauber und Infantino. Am 16. Juni 2017 tauschten sich die beiden im Schweizerhof ein weiteres Mal aus, wie «Tages-Anzeiger» und «NZZ» heute gestützt auf die Ermittlungen des Nidwaldner Staatsanwalts Damian Graf berichten.
Graf war als ausserordentlicher Staatsanwalt eingesetzt worden, um gegen den Walliser Oberstaatsanwalt Rinaldo Arnold zu ermitteln. Dieser, ein Jugendfreund des Fifa-Bosses, hatte die Treffen zwischen Lauber und Infantino eingefädelt. Gegen Arnold wurde wegen passiver Bestechung ermittelt. Das Verfahren wurde nun aber eingestellt.
In der Einstellungsverfügung wird das dritte Geheimtreffen erwähnt. Staatsanwaltschaft Graf war darauf bei seinen Ermittlungen gestossen. In den Unterlagen wird ein SMS von Arnold an den Medienchef der Bundesanwaltschaft zitiert: «Infantinos Zug hat Verspätung. Wir werden ein paar Minuten später da sein. Bis gleich. Gruss.»
Worum ging es beim Treffen?
Unklar ist, worum es beim Treffen ging. Arnold habe sich nicht mehr daran erinnern können – auch nicht, dass er überhaupt involviert war, heisst es in der Einstellungsverfügung. Infantino kann sich ebenfalls an nichts erinnern.
Und auch die Bundesanwaltschaft sorgt mit ihrer Stellungnahme nicht für mehr Klarheit – im Gegenteil. Man sei «auf Hinweise gestossen, welche auf ein weiteres Treffen zwischen Bundesanwalt Michael Lauber und dem Fifa-Präsidenten Gianni Infantino im Juni 2017 schliessen lassen», so die Antwort auf eine Anfrage des «Tages-Anzeigers».
Aufsichtsbehörde untersucht den Fall
Die Aufsichtsbehörde über die Bundesanwaltschaft (AB-BA) hat bereits im März vom dritten Treffen erfahren und Vorabklärungen eingeleitet. Auch im Parlament könnte die jüngste Enthüllung zum Thema werden. Die zuständige Subkommission der Geschäftsprüfungskommission (GPK) hatte bereits nach Bekanntwerden der ersten zwei Geheimtreffen angekündigt, Lauber vorzuladen.
«Wir werden schauen, ob wir die Diskussion nun neu aufnehmen», sagt Subkommissions-Mitglied und SP-Nationalrat Cédrid Wermuth (33) auf Nachfrage von BLICK. Man führe regelmässig Aussprachen durch und nehme «diese Informationen sicher zur Kenntnis». (lha)