Heftige Kritik an «Glanz & Gloria»-Sommerloch-Sendung
Politiker wollen sich nicht für TV-Schnitzeljagd hergeben

Mehr Relevanz, Fokussierung auf den Service public – und was versprach die SRG uns sonst noch alles vor der No-Billag-Abstimmung. Jetzt sollen sich just die Politiker, die sich für den Erhalt der Radio- und Fernsehgebühren stark machten, mit einer Schnitzeljagd durchs Land der seichten Unterhaltung hingeben. Darauf verzichten Parlamentarier «aus Termingründen» gerne – oder sie kritisieren das SRF offen.
Publiziert: 01.05.2018 um 19:57 Uhr
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Aktualisiert: 14.09.2018 um 18:31 Uhr
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Ob Jennifer Bosshard die «Glanz & Gloria»-Schnitzeljagd der Politiker im Sommer als Moderatorin begleiten kann, wird der Fernsehzuschauer sehen.
Foto: Media Relations SRF/Oscar Alessio
Sermîn Faki

«Glanz & Gloria» wird pseudo-politisch. Die SRF-Klatschsendung plant für den Sommer eine Game-Show, in der Parlamentarier unterschiedlicher Parteien gegeneinander antreten sollen.

Angefragt wurden unter anderem: die SVP-Sympathieträger Toni Brunner (43) und Natalie Rickli (41), die SP-Jungstars Cédric Wermuth (32) und Fabian Molina (27), FDP-Durchstarter Thierry Burkart (42) und auch BDP-Chef Martin Landolt (49). Ihre Aufgabe: In einer Art Schnitzeljagd durch Schweizer Städte müssen sie Aufgaben lösen, um so die «Einzigartigkeiten der jeweiligen Stadt spielerisch» aufzuzeigen. Als Hauptpreis winkt die «Goldene Helvetia».

Reihenweise Absagen

Klingt nach einem Sommer-Erfolg. Einziges Problem: Dem SRF geht die Polit-Prominenz aus. Rickli und Wermuth haben «unter anderem» aus Termingründen abgewunken – sie sollten zwei Tage lang für den Dreh bereitstehen. Andere sagten aus Prinzip ab.

«Drei Monate nach der No-Billag-Abstimmung fällt dem SRF wirklich nichts Besseres ein, als Politiker in einer Schnitzeljagd durch die Schweiz zu schicken?», regt sich BDP-Chef Landolt auf. Er habe nichts gegen Unterhaltungssendungen. «Aber es ist eine Geringschätzung des Milizsystems, wenn das SRF dafür zwei Tage beansprucht», findet er.

Die SRG hat nichts gelernt

Doch sein Ärger ist grundsätzlicher: Die SRG habe im Abstimmungskampf versprochen, den Service-public-Begriff enger zu fassen, auf seriöse Information zu setzen und sich deutlicher von Privatmedien zu unterscheiden. «Davon sehe ich gar nichts», so Landolt. «Gleichzeitig prüft die SRG, das Radiostudio Bern zu schliessen – wo der Kerngehalt des medialen Service public produziert wird. Das ärgert mich.» Es scheine, als habe die SRG nichts gelernt.

Landolt ist seit längerem SRG-kritisch. Er findet, die BDP werde in Informationssendungen kaum wahrgenommen. Ist seine Kritik eine Retourkutsche? Nein, sagt er. Er wolle, dass mehr über die BDP-Politik berichtet würde. Unterhaltungssendungen gehörten nicht dazu.

«Absolut Service-public-gesteuerte» Sendung

Das geht auch anderen so: Neo-Nationalrat Molina weiss noch nicht, ob er absagen soll. «Ich teile Landolts Kritik. Das Ganze scheint ziemlich unpolitisch zu werden. Es muss ja nicht immer bierernst sein, aber für diesen Klamauk waren sich Christa Rigozzi und Gölä wohl zu schade. Da klopft man halt bei uns an.»

Das SRF widerspricht auf Anfrage von BLICK: «Wir hätten diese Serie mit Prominenten aus den üblichen Showbereichen wie Film, Mode, Musik realisieren können», so «Glanz & Gloria»-Redaktionsleiterin Paola Biason. Doch man habe sich für Parlamentarier entschieden, um «auch die Tür in die Politik aufzuschlagen». «Die goldene Helvetia» sei «absolut service-public-gesteuert». Es ginge darum, dem Publikum ein Stück Schweizer Geschichte und Kultur näherzubringen.

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