Das Handy von Albert Rösti (48) klingelte gestern fast ununterbrochen. Die Combox ist voll. Am 23. April wählen ihn die SVP-Delegierten mit 99-prozentiger Sicherheit als Nachfolger von Toni Brunner (41) zum Parteipräsidenten.
Er ist die Wunschbesetzung der Parteispitze, als Wahlkampfleiter trug er massgeblich zum Grosserfolg bei. Rösti ist inhaltlich hart auf Parteilinie, gilt im Umgang als bernisch-umgänglich.
Mit Frau Theres (47), Sohn André (20) und Tochter Sarina (15) wohnt er in Uetendorf BE bei Thun. «Ich habe den Entscheid nicht leichtfertig gefällt. Es ist sehr wichtig, dass die Familie dahintersteht», sagt er. «Meine Frau hat mich ermuntert.» Sie arbeitet 70 Prozent als Flight Attendant bei der Swiss. «Ich habe sie immer ermutigt, in Teilzeit weiterzuarbeiten. Es war für uns wichtig, dass sie auch als Mutter nicht ganz aufhörte.»
Nationalrat Rösti ist auch Gemeindepräsident von Uetendorf. Ein 40-Prozent-Job. «Auch wenn ich im April zum SVP-Präsidenten gewählt werde, bleibe ich Gemeindepräsident. Es ist als Politiker zentral, dass man eine Heimbasis hat.»
Sein Hobby sei die Politik, meint der Berner Oberländer lachend. Wenn er Zeit habe, jogge er mit der Frau, im Winter gingen sie langlaufen. Im Stall beim Einfamilienhaus steht Pferd Livia (15). Auch ein Pony, zwei Hunde und vier Meerschweinchen gehören zur Familie. Theres Rösti ist leidenschaftliche Reiterin. «Ich bin früher auch geritten», sagt Albert Rösti, «heute miste ich ab und zu den Stall und füttere die Tiere.» Und er pflegt seine musikalische Ader: «Ich tanze gern, spielte Schlagzeug und Trompete.» Im Sommer war das Paar am Konzert von Helene Fischer. «Ein Geburtstagsgeschenk meiner Frau.» Die Röstis waren in der gleichen Klasse am Gymnasium in Thun und sind heute ein eingespieltes Team. «Er putzt, wenn ich weg bin», sagt sie. «Und er kann Wienerli heiss machen.»
Rösti wuchs als Bauernsohn in Kandersteg BE auf. «Weil mein zehn Jahre älterer Bruder den Hof übernahm, studierte ich halt Agronomie.» Er ging an die ETH Zürich und machte mit 29 Jahren den Doktor.
Schon von Kindesbeinen an kennt er alt Bundesrat Adolf Ogi (73). «Ich erlebte, wie Ogi politisierte. Seine Art aufzutreten, hat mich begeistert und mich motiviert, auch in die Politik zu gehen.» Und: «Ich bin sehr glücklich, wie es im Moment läuft.»