Hat der Stammtisch ausgedient?
Die SP machts jetzt am Küchentisch

Die SP will die 20-Prozent-Hürde schaffen. Mithelfen soll ihre Basiskampagne, um Mitglieder und Sympathisanten zu mobilisieren. Diese treffen sich dafür am Küchentisch.
Publiziert: 13.07.2015 um 15:17 Uhr
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Aktualisiert: 30.09.2018 um 20:16 Uhr
SP-Co-Generalsekretärin Flavia Wasserfallen (ganz links) bei einem Küchentisch-Treffen in Münchenbuchsee BE.
Von Ruedi Studer

Die SP setzt im Wahlkampf nicht auf den traditionellen Stammtisch, sondern auf den Küchentisch! Mit «Küchentisch-Treffen» will sie ihre Basis für den Wahlkampf mobilisieren.

«Kandiderende, Sektionspräsidenten oder einfach aktive Parteimitglieder laden dabei Verwandte, Bekannte und andere Parteimitglieder zum Küchentischgespräch ein – und versuchen sie dabei für ein aktives Mitmachen im Wahlkampf zu gewinnen», erklärt SP-Co-Generalsekretärin Flavia Wasserfallen die Idee.

Meist würden so um die zehn Leute mit am Tisch sitzen, so Wasserfallen, die selber schon bei zwei Treffen dabei war und auch bei sich zuhause noch eines organisiert. «Ich kann aus eigener Erfahrung sagen, dass es Spass macht, die engagierten Mitglieder so abzuholen und für einen engagierten Wahlkampf  zu gewinnen», sagt die Berner Nationalratskandidation. «Es ist viel persönlicher, wenn man im gemütlichen Rahmen bei einem Apéro erklären und diskutieren kann, was die SP im Sinn hat und warum sie unbedingt zulegen muss.»

Über 500 Küchentisch-Treffen

Bereits 340 solcher Treffen haben laut Wasserfallen schweizweit stattgefunden. Bis Mitte August sollen rund 200 weitere folgen. Ziel ist es, die Küchentisch-Besucher einzubinden – etwa für die Telefonkampagne im Schlussspurt, fürs Leserbriefschreiben oder für Standaktionen.

Das sei auch nötig, sagt Wasserfallen. «Den andern grossen Parteien steht viel mehr Geld zur Verfügung als uns. Wir müssen deshalb unsere Leute stärker im direkten Gespräch erreichen statt über Inserate und Plakate.»

In der Romandie gehts in die Beiz

Fragt sich bloss: Warum wählt die SP den Küchentisch? Aus Angst vor dem Stammtisch? «Nein, sicher nicht», wehrt Wasserfallen lachend ab. «Es ist ein Vorurteil, dass sich die SP nicht an den Stammtisch setzen will. Mit den Küchentisch-Treffen beweisen wir das Gegenteil: In der Romandie heissen sie übrigens Café-Mob und werden in Beizen durchgeführt.»

Und wie viele zusätzliche Prozentpunkte erhofft sich Wasserfallen durch die Basiskampagne bei den Nationalratswahlen im Herbst? «Die SP wird auch dank der Basiskampagne zulegen und die 20-Prozent-Marke überschreiten», meint Wasserfallen optimistisch.

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