Krisen sind Hanspeter Usters (61) Spezialität. Der Anwalt und ehemalige Zuger Regierungsrat wird immer dann zu Hilfe gerufen, wenn Behörden etwas verbockt haben. Er liebe Probleme, sagte er einst zum «Beobachter» – «so lange es nicht meine eigenen sind».
Genau dafür will Bundesanwalt Michael Lauber (53) nun aber sorgen. Der oberste Ermittler der Schweiz ist wegen mehrerer Geheimtreffen mit Fifa-Boss Gianni Infantino (49) ins Visier von Uster geraten. Die Aufsichtsbehörde über die Bundesanwaltschaft, die Uster seit Anfang Jahr präsidiert, hat am Freitag eine Disziplinaruntersuchung gegen den Bundesanwalt eröffnet.
Ein Entscheid, den Lauber nicht akzeptieren will. Er kündigte an, sich mit allen zur Verfügung stehenden Mitteln zu wehren. Wie am Wochenende bekannt wurde, hat er bereits vor einigen Wochen bei der Geschäftsprüfungskommission eine Beschwerde gegen Uster eingereicht.
Neue Eskalationsstufe
Die Bundesanwaltschaft geht gegen ihre eigenen Aufpasser vor: Damit erreicht die Krise rund um das Infantino-Gate eine neue Eskalationsstufe. Aus der Affäre ist eine Fehde geworden. Mittendrin einer, der sonst immer den nötigen Abstand wahrt: Uster.
Der Zuger hat in den vergangenen gut zehn Jahren schon weit über ein Dutzend Untersuchungen und Audits geleitet oder war daran beteiligt. Zuletzt im Scheinwerferlicht stand er, als er das Behördenversagen im Fall des Tierquälers von Hefenhofen TG aufarbeitete.
Ein weiterer prominenter Fall, den Uster untersuchte, war der Polizeieinsatz gegen Amokrentner Peter Hans Kneubühl in Biel BE. Der Mann hatte sich 2010 in seinem Haus verschanzt, bevor er bewaffnet floh und einen Polizisten schwer verletzte.
Bei der Aufarbeitung des Mordfalls Adeline Morel (†34) in Genf war Uster ebenfalls involviert. Die Sozialtherapeutin war von einem Häftling, der sich auf Freigang befand, entführt und ermordet worden.
Einst ein überzeugter Marxist
Uster hat auch ganz persönlich Erfahrung mit Ausnahmesituationen. Der langjährige Sicherheitsdirektor gehört zu den Überlebenden des Zuger Attentats von 2001. Der zweifache Vater erlitt einen Lungendurchschuss. Trotz des traumatischen Erlebnisses kandidierte er danach ein weiteres Mal für das Exekutivamt. Als Uster 2006 zurücktrat, blickte er auf 16 Jahre Amtszeit zurück.
Seine Wahl 1990 war eine Sensation. Früher Hausbesetzer und überzeugter Marxist, war er für die Sozialistisch-Grüne Alternative – eine Vorgängerin der Grünen – angetreten. 1994 wurde er als erster Exekutivpolitiker einer alternativen Partei wiedergewählt. «Chnuschpi», wie ihn die Zuger nennen, war beliebt. Und das als radikaler Linker im reichsten Kanton der Schweiz.
Jetzt gerät er selbst ins Visier
Uster gilt als stiller, ehrgeiziger Schaffer, der das Rampenlicht nicht sucht. Einer, der aber auch nicht davor zurückschreckt, Unangenehmes hervorzugrübeln und zu benennen. Genau dafür holen ihn seine Auftraggeber in der Regel.
Etwas anders sieht die Ausgangslage im Fall Lauber aus. Obwohl es Aufgabe der Aufsichtsbehörde ist, Vorwürfe wie die nun gegen Lauber erhobenen zu prüfen, liegen die Sympathien unter der Bundeshauskuppel derzeit eher beim Bundesanwalt als bei Chef-Aufseher Uster, wie der SonntagsBlick berichtet. Mehrere Parlamentarier üben Kritik am Aufsichtspräsidenten und seinem entschlossenen Vorgehen. Der Mann für heikle Situationen: Er steckt für einmal selbst in einer solchen.
Weil er drei Geheimtreffen mit Fifa-Boss Gianni Infantino nicht protokolliert und eines davon verschwiegen hatte, hat die Aufsichtsbehörde über die Bundesanwaltschaft eine Disziplinaruntersuchung gegen Bundesanwalt Michael Lauber eröffnet.
Nun kommt heraus: Auch in einem anderen Verfahren soll die Bundesanwaltschaft Treffen ohne Protokoll abgehalten haben, obwohl per Gesetz eine Dokumentationspflicht gilt. Das berichtete die «NZZ am Sonntag». Es geht um die Ermittlungen wegen Korruption rund um den brasilianischen Erdölkonzern Petrobras. Mehrfach sollen Beamte für solche Treffen nach Brasilien geflogen sein.
Für Lauber kommen die Enthüllungen zu einem denkbar ungünstigen Zeitpunkt. Heute muss der Bundesanwalt vor der Geschäftsprüfungskommission antraben. Morgen dann tagt die Gerichtskommission des Parlaments. Sie muss entscheiden, ob sie Lauber zur Wiederwahl, die dieses Jahr ansteht, empfiehlt oder nicht. Wahrscheinlich ist, dass der Entscheid vertagt wird, bis die Disziplinaruntersuchung abgeschlossen ist.
Weil er drei Geheimtreffen mit Fifa-Boss Gianni Infantino nicht protokolliert und eines davon verschwiegen hatte, hat die Aufsichtsbehörde über die Bundesanwaltschaft eine Disziplinaruntersuchung gegen Bundesanwalt Michael Lauber eröffnet.
Nun kommt heraus: Auch in einem anderen Verfahren soll die Bundesanwaltschaft Treffen ohne Protokoll abgehalten haben, obwohl per Gesetz eine Dokumentationspflicht gilt. Das berichtete die «NZZ am Sonntag». Es geht um die Ermittlungen wegen Korruption rund um den brasilianischen Erdölkonzern Petrobras. Mehrfach sollen Beamte für solche Treffen nach Brasilien geflogen sein.
Für Lauber kommen die Enthüllungen zu einem denkbar ungünstigen Zeitpunkt. Heute muss der Bundesanwalt vor der Geschäftsprüfungskommission antraben. Morgen dann tagt die Gerichtskommission des Parlaments. Sie muss entscheiden, ob sie Lauber zur Wiederwahl, die dieses Jahr ansteht, empfiehlt oder nicht. Wahrscheinlich ist, dass der Entscheid vertagt wird, bis die Disziplinaruntersuchung abgeschlossen ist.