Er ist einer der reichsten Männer der Schweiz und macht sich für die Erbschaftssteuer stark. Das Engagement des Berner Milliardärs Hansjörg Wyss (79) überrascht. «Wenn man 500 Millionen oder eine Milliarde hat, kann man 20 Prozent Erbschaftssteuer zahlen», sagte er der Zeitung «Le Temps». Das zerstöre die Vermögen nicht, so der in Amerika lebende Milliardär weiter.
An Podiumsdiskussionen in Schweizer Städten zur Erbschaftssteuer bekommt man ihn nicht zu Gesicht.Erbschaftssteuer-Sympathisant Wyss gilt auch als «Anti-Blocher». Er unterstützt die Gegner der SVP-Einwanderungsinitiative mit Millionen. Den dicken Reibach machte er 2011 mit dem Verkauf des Medizinalunternehmens Synthes. Stolze 19 Milliarden Franken kassierte er damals dafür.
Seine Propaganda für die Erbschaftssteuer passt vielen Schweizer Unternehmern nicht. Sie machen die Faust im Sack. Peter Spuhler (56), Chef von Stadler Rail, dagegen redet Klartext: «Der hat gut reden, er hat seine Firma verkauft und Milliarden gemacht. Die Gegner der Initiative haben aber zum Ziel, die Unternehmen in Familienbesitz zu behalten.»
Jetzt will es BLICK aber wissen! Zahlt Hansjörg Wyss in der Schweiz überhaupt Steuern? Und wenn ja, wie viel? Wyss gibt sich zugeknöpft. Die Anfrage beantwortet er mit einem Satz: «Ich zahle sowohl in den USA wie auch in der Schweiz Steuern.»
Los geht die Spurensuche in Prangins VD: Wyss wohnte vor dem Synthes-Verkauf in der Nobelgemeinde am Genfersee. «Nein, ein Hansjörg Wyss ist bei uns nicht gemeldet», so die Einwohnerkontrolle. Heute residiert eine von Wyss’ Stiftungen im Gebäude.
Zweiter Versuch in Lauenen bei Gstaad BE: Am Dorfrand besitzt Wyss das schmucke Chalet Yeti. Angemeldet ist er dort aber auch nicht, heisst es bei der Gemeinde. Ob er in Lauenen Steuern zahlt, will man nicht sagen.
Dritter Versuch in Zürich: Nicht einmal Wyss’ Schwester Hedi (74) ist sich sicher, ob er in der Schweiz Steuern zahlt. Dabei veröffentlichte sie letztes Jahr das Buch «Mein Bruder» über Hansjörg Wyss.
Letzter Versuch: die US-Steuerbehörden in Kalifornien und Massachusetts, wo Wyss Häuser besitzt. Auch hier kein Erfolg. Er bleibt ein Phantom.
Sicher ist, wo immer Wyss lebt: In den USA wird er erst recht drangenommen. Wer mehr als eine Million Dollar hat, dessen Vermögen wird nach dem Tod mit 40 Prozent Erbschaftssteuer belegt.