Hans-Dietrich Genscher (†89) war der deutsche Aussenminister
Sein berühmtester Satz ging im Jubel unter

«Wir sind heute zu Ihnen gekommen, um Ihnen mitzuteilen, dass heute Ihre Ausreise ...» – Das waren die Worte, die Hans-Dietrich Genscher (†89) auf dem Balkon sprach, bevor seine Rede im Jubel unterging. Sie markierten den Anfang vom Ende der DDR.
Publiziert: 01.04.2016 um 20:50 Uhr
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Aktualisiert: 11.09.2018 um 14:00 Uhr
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Auf dem Balkon sprach er die Worte, die den Anfang vom Ende der DDR markierten.
Foto: dpa
Jessica von Duehren

Es waren zwölf Worte, mit denen Hans-Dietrich Genscher am 30. September 1989 auf dem Balkon der deutschen Botschaft in Prag Geschichte schrieb.  «Wir sind zu Ihnen gekommen, um Ihnen mitzuteilen, dass heute Ihre Ausreise ...» Weiter liessen die rund 4500 DDR-Bürger, die auf das Botschaftsgelände geflohen waren, den Aussenminister nicht reden – der Rest ging im Jubel unter. Mit diesem Halbsatz besiegelte Genscher das Ende der DDR.

Am Donnerstag versagte das Herz des FDP-Politikers, der sich mit seinen Worten unsterblich gemacht hatte. Er wurde 89 Jahre alt.

Genscher war eine der prägenden Figuren der deutschen Geschichte. Als Innenminister übernahm er 1969 sein erstes politisches Amt. Er war es, der sich 1972 als Ersatzgeisel anbot, als acht Palästinenser bei den Olympischen Spielen in München das israelische Team überfielen. 17 Menschen starben – für Genscher der «Tiefpunkt» seines Lebens.

Weltberühmt wurde er als Aussenminister von 1974 bis 1992. Genscher vermittelte zwischen Ost und West wie kein Zweiter. Sein Markenzeichen, passend zur Parteifarbe: der gelbe Pullunder. Mehrere Mo­delle liess er zu wohltätigen Zwecken versteigern. Nach 33 Jahren im Parlament verabschiedete sich der langjährige FDP-Vorsitzende 1998 aus dem Bundestag.

Er sei «einer der grössten europäischen Staatsmänner» gewesen, sagt alt Bundesrat Adolf Ogi zu BLICK. Genscher sei ein Politiker «mit Weitsicht und grossen diplomatischen Fähigkeiten» gewesen.

Seit längerer Zeit hatte Genscher mit gesundheitlichen Problemen zu kämpfen, war zuletzt bettlägerig. Nach dem Tod seines Parteikollegen Guido Westerwelle († 54) vor zwei Wochen hatte er bereits angekündigt, an der Trauerfeier nicht teilnehmen zu können.

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