Um kurz nach 14.30 Uhr am Mittwochnachmittg kam endlich die Entwarnung. Die Kantonspolizei hob die Sperrung beim Bundeshaus auf, die sie kurz nach dem Mittag aufgebaut hatte. Nur ein kleiner Teil neben dem Bundesplatz vor dem Marzilibähnli blieb vorderhand gesperrt.
«Es wurden zwei verdächtige Gegenstände vorgefunden. Diese wurden untersucht und stellten sich als ungefährlich heraus», schrieb die Kapo auf der Plattform X. «Die Sperrungen konnten aufgehoben werden.» Bei den beiden Gegenständen handelte es sich um einen Koffer und einen Rucksack, die in einer Hecke vor dem Bundeshaus lagen, wie ein Polizeisprecher später ergänzte.
Seit Mittwochmittag waren der Bundesplatz und die Strassen rund ums Bundeshaus abgesperrt. Ein hoher Ton alarmierte die Mitarbeitenden der Bundesverwaltung. Dutzende Menschen mussten das Bundeshaus West verlassen. Sie fanden sich in geordneter Weise hinter die Polizeiabsperrungen vor dem Gebäude ein. Neben dem Bundeshaus West hatte die Polizei eine Freiluft-Einsatzzentrale aufgebaut.
Kein Zusammenhang mit Sicherheitslage in Europa
Mehrere Spezialdienste der Kantonspolizei rückten an, unter anderem auch das Dezernat für Brände und Explosionen. Sie untersuchten die verdächtigen Gegenstände und gaben nach knapp zweieinhalb Stunden schliesslich Entwarnung: Gefahr nicht bestätigt, es waren ungefährliche Gegenstände.
Die Polizei dürfte auch vor dem Hintergrund terroristischer Attacken in Europa besonders vorsichtig gewesen sein. Die Kapo sagte dazu: «Natürlich sind wir sensibilisiert, wir analysieren ständig in Zusammenarbeit mit anderen Behörden die Lage.» Bei dem Vorfall in Bern habe aber kein Zusammenhang mit der erhöhten Terrorbedrohungslage bestanden.
Bundesräte ohne Personenschutz – vorerst
Am Mittwochmorgen traf sich auch der Bundesrat zu seiner Sitzung. Laut Sprecher André Simonazzi (55) sei der Alarm gerade gekommen, als der Bundesrat seine Sitzung beendet habe. «Wir wurden dann sicher aus dem Gebäude begleitet», sagt er zu Blick. Blick-Reporter sahen, wie das Gremium in Richtung Bahnhof lief und nach kurzer Zeit von drei Polizisten begleitet wurden. «Der Bundesrat wurde an den vorgesehenen Ort gebracht», ergänzt Simonazzi.
Gemäss Blick-Reportern vor Ort war je ein Krankenwagen und Feuerwehrauto vor den Bernerhof gefahren. Auch das Medienzentrum vis à vis vom Bundeshaus wurde bald evakuiert, der Radius der Absperrung rund um das Bundeshaus ständig ausgeweitet.
Schon mehrere Vorfälle
Schon vor einem Jahr war es aus diesem Grund zu einer Sperrung des Bundesplatzes gekommen. Auch damals wurde ein verdächtiger Gegenstand gefunden. Die Polizei setzte einen Bombenroboter ein. Auf Aufnahmen ist zu sehen, wie dieser einen schwarzen Rucksack anhob und damit wegfuhr.
Per Fernsteuerung untersuchten die Polizisten dann mit einem Scanner den verdächtigen Rucksack. Später wurde dieser dann auch von den Beamten inspiziert. Am Abend konnte die Berner Polizei dann Entwarnung geben: «Nach Überprüfung durch unsere Spezialisten hat sich der Gegenstand als ungefährlich herausgestellt», so die Beamten.
Schnelltest schlug positiv auf Sprengstoff an
Im Februar war es zu einem weiteren, weit bedrohlicheren Zwischenfall gekommen: Ein Mann in Kampfuniform wollte via Bundesterrasse ins Bundeshaus eindringen. Beim Hintereingang fotografierte ihn ein Blick-Mitarbeiter. Die Sicherheitsleute hielten den Mann an.
Wie sich später herausstellte, hatte der psychisch instabile Mann mitten auf dem Bundesplatz einen Jaguar S-Type abgestellt und den Warnblinker eingeschaltet. Die Sicherheitskräfte sperrten weiträumig alles ab. Zu den evakuierten Gebäuden gehörten das Parlamentsgebäude sowie der Ost- und der West-Flügel des Bundeshauses. Weiter evakuiert wurde der vordere Teil des Nationalbankgebäudes sowie die Valiant Bank und die Berner Kantonalbank.
Der Grund: Bei der Kontrolle des Mannes, der mit einer Schutzweste und einem Waffenholster erschien, war ein Schnelltest positiv auf Sprengstoff ausgefallen, wie die Kantonspolizei Bern später mitteilte. Stundenlang wurde der Wagen von Sprengstoffexperten inspiziert. (bro/oco)