Grünliberale greifen Bauernbosse an
«Ursache der Wetterextreme bekämpfen, nicht jammern»

Hitze und Trockenheit setzen den Bauern zu. Diese rufen deshalb nach staatlicher Hilfe. Zum Ärger von Jürg Grossen. Statt zu jammern, sollen die Bauernvertreter endlich mithelfen, die Ursachen der Wetterextreme anzugehen, verlangt der GLP-Präsident.
Publiziert: 06.08.2018 um 00:44 Uhr
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Aktualisiert: 14.09.2018 um 20:47 Uhr
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GLP-Präsident Jürg Grossen fordert die Bauernvertreter auf, Massnahmen für eine Reduktion von CO2 zu unterstützen.
Foto: Remo Naegeli
Nico Menzato

Die Bauern leiden unter der Hitze und Trockenheit der vergangenen Wochen. Und sie nutzen die Situation, um immer lauter nach Finanzhilfen und Zollerleichterungen zu rufen. So prüft der von der CVP und SVP geprägte Bauernverband derzeit die Einführung von Ernteausfallversicherungen. Auch davon, dass der Bund die Fleischpreise durch verschiedene Massnahmen stützen soll, ist die Rede. Anfang kommender Woche will der Verband verschiedene Millionenforderungen stellen. 

Ein Grossteil der Kosten würden am Steuerzahler hängen bleiben. So macht Bauernpräsident und CVP-Nationalrat Markus Ritter (51) im Branchenblatt «Schweizer Bauer» keinen Hehl daraus, dass es für ihn «sinnvoll» wäre, dass die Versicherungsprämie gemeinsam von den Landwirten und dem Bund finanziert würde. Unabhängig davon solle der Bund gefälligst die Bauern für den Klimawandel entschädigen, «wenn Hitze und Dürre existenzbedrohend werden».

Importverbot von Fleisch und Militäreinsatz

Weil die Wiesen austrocknen und dadurch das Futter für die Kühe ausgeht, werden wohl mehr Tiere vorzeitig geschlachtet. Damit das Überangebot an Fleisch den Preis nicht in den Keller treibt, sollen Fleischimporte verboten werden, so eine weitere Forderung auf der Liste der einflussreichen Bauern. Und selbst Soldaten sollen für die Landwirte in den Kampf ziehen: mit Bewässerungs- statt Übungsflügen.

Jürg Grossen (48) kann der üppigen Forderungsliste der Bauern wenig abgewinnen. Der Präsident der Grünliberalen anerkennt zwar die Problematik, in der die Landwirte aktuell stecken. Kein Verständnis hat er jedoch «für die Bauernvertreter im Parlament und deren Verbände, die jetzt jammern».

Bauern müssen umdenken!

Denn von diesen habe er im Ringen um echte und wirksame Massnahmen gegen den Klimawandel seit Jahren keine Unterstützung gespürt. «Gerade die selbst ernannte Bauernpartei SVP und ihre Vertreter im Bundeshaus haben in dieser Beziehung so ziemlich alles und mit Vehemenz bekämpft», sagt Grossen.

Der Berner Oberländer verlangt von der Landwirtschaftsbranche, die ja stark vom Klimawandel betroffen sei, endlich ein Umdenken. «Wenn die Bauernvertreter mithelfen, die Ursachen des Klimawandels wirksam zu bekämpfen, bin ich auf der anderen Seite offen, sie bei der Bewältigung der Wetterextreme zu unterstützen.»

Lenkungsabgabe auf Treibstoffe und Flugtickets

Entsprechende Forderungen zur CO2-Reduktion gibt es viele. Etwa im Strassenverkehr, der grösste Verursacher von Treibhausgasemissionen: «Es braucht eine Lenkungsabgabe auf Treibstoffe im CO2-Gesetz», sagt Grossen und fordert die Bauernvertreter auf, in der anstehenden Debatte im Parlament dies zu unterstützen.

Aber auch der Flugverkehr soll endlich etwas zum Klimaschutz beitragen, verlangt der GLP-Chef in einem Vorstoss. Und er sieht die Landwirte als logische Allianz-Partner: «Da viele Bauern sowieso nicht in der ganzen Welt herumjetten, sollte bei ihnen zumindest eine Lenkungsabgabe in der Zivilluftfahrt keine Gegenwehr auslösen.»

Links-Grün hat wenig Verständnis für jammernde Bauern

Tatsächlich hat man auf links-grüner Seite auch in anderen Parteien wenig Verständnis dafür, dass den meisten Landwirten und ihren politischen Vertretern die Klimaerwärmung stets gleichgültig war, jetzt aber, wie sie deren Folgen als Direktbetroffene spüren, soll der Bund ihnen plötzlich unter die Arme greifen: Die jetzige Trockenheit sei für die Landwirtschaft prekär – «umso bitterer, dass der Bauernverband jahrzehntelang nicht geholfen hat, etwas gegen den Klimawandel zu tun», sagte der SP-Vize und gelernte Bauer Beat Jans (54) gestern der «NZZ am Sonntag». «Die Bauern jammern immer erst dann, wenn sie bereits vor den Problemen stehen.»

Und wie Grossen sieht auch der Grünen-Nationalrat Bastien Girod (37) die jetzige Dürre als möglichen Augenöffner: Vielleicht brauche es einen solchen Sommer, «damit die veränderungswilligen Kräfte unter den Bauern die Klimapolitik in der Branche voranbringen», lässt er sich im besagten Artikel zitieren.

Mit blossen Forderungen dürften es die Bauern somit schwer haben. Wenn sie sich aber in Sachen CO2-Reduktion bewegen, könnte es anders aussehen.

Die 5 Hitze-Verlierer

Bauarbeiter

Eisenleger, Maurer und Strassenbauer leiden extrem unter der Hitze. «Es ist wichtig, dass sie in der Pause ein Schattenplätzchen aufsuchen können», sagt François Clément von der Gewerkschaft Unia zu BLICK. «Und es braucht auf jeder Baustelle frisches Wasser direkt am Arbeitsplatz.»

Hunde

Das Auto kann für Hunde zur Todesfalle werden, wie Tierschützerin Susy Utzinger sagt. «Den Hund niemals im Auto warten lassen. Das Auto heizt sich innert weniger Minuten auf.» Und: Bei diesen heissen Temperaturen sollte vermieden werden, dass der Wauwau auf Asphalt laufen muss. «Schon bei einer Lufttemperatur von 25 Grad kann sich der Boden auf 52 Grad erhitzen und die Pfoten ernsthaft verletzen.»

Kinos

Wenn es heiss ist, tun die Leute alles, nur nicht ins Kino gehen. «Das aktuelle Wetter hat auf jeden Fall einen negativen Einfluss auf die Kinobesuche in der Schweiz», sagt René Gerber von Procinema. In den USA sei es genau umge kehrt: «Dort flüchten die Menschen vor der Hitze in die Kinos.»

Landwirtschaft

«Mais stirbt ab, Gras verdorrt, die Tiere haben kein Futter mehr», sagt Sandra Helfenstein vom Bauernverband. Bis jetzt halte sich der Schaden zwar noch in Grenzen. Aber es ist weiterhin kein Regen in Sicht «Die Wetterprognosen machen uns grosse Angst. Den Bauern drohen existenzielle Verluste», so Helfenstein.

Wälder

Ist es heiss und trocken, herrscht Waldbrandgefahr. «Es entstehen direkte Schäden an Bäumen – oder sie erleiden Wachstumseinbussen», sagt Roberto Bolgè vom Bundesamt für Umwelt. Gleichzeitig seien die Bäume gegen Parasiten empfindlicher, weil sie wegen Hitze und Trockenheit geschwächt würden.
 

Bauarbeiter

Eisenleger, Maurer und Strassenbauer leiden extrem unter der Hitze. «Es ist wichtig, dass sie in der Pause ein Schattenplätzchen aufsuchen können», sagt François Clément von der Gewerkschaft Unia zu BLICK. «Und es braucht auf jeder Baustelle frisches Wasser direkt am Arbeitsplatz.»

Hunde

Das Auto kann für Hunde zur Todesfalle werden, wie Tierschützerin Susy Utzinger sagt. «Den Hund niemals im Auto warten lassen. Das Auto heizt sich innert weniger Minuten auf.» Und: Bei diesen heissen Temperaturen sollte vermieden werden, dass der Wauwau auf Asphalt laufen muss. «Schon bei einer Lufttemperatur von 25 Grad kann sich der Boden auf 52 Grad erhitzen und die Pfoten ernsthaft verletzen.»

Kinos

Wenn es heiss ist, tun die Leute alles, nur nicht ins Kino gehen. «Das aktuelle Wetter hat auf jeden Fall einen negativen Einfluss auf die Kinobesuche in der Schweiz», sagt René Gerber von Procinema. In den USA sei es genau umge kehrt: «Dort flüchten die Menschen vor der Hitze in die Kinos.»

Landwirtschaft

«Mais stirbt ab, Gras verdorrt, die Tiere haben kein Futter mehr», sagt Sandra Helfenstein vom Bauernverband. Bis jetzt halte sich der Schaden zwar noch in Grenzen. Aber es ist weiterhin kein Regen in Sicht «Die Wetterprognosen machen uns grosse Angst. Den Bauern drohen existenzielle Verluste», so Helfenstein.

Wälder

Ist es heiss und trocken, herrscht Waldbrandgefahr. «Es entstehen direkte Schäden an Bäumen – oder sie erleiden Wachstumseinbussen», sagt Roberto Bolgè vom Bundesamt für Umwelt. Gleichzeitig seien die Bäume gegen Parasiten empfindlicher, weil sie wegen Hitze und Trockenheit geschwächt würden.
 

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